https://usc-vitruvia.es/omeka/items/show/9?output=atom <![CDATA[ExFemLiOn]]> 2024-03-28T13:15:42+00:00 Omeka https://usc-vitruvia.es/omeka/items/show/9 <![CDATA[Mann, Erika]]> 2021-08-08T16:22:48+00:00

Dublin Core

Titel

Mann, Erika

Person Item Type Metadata

Name

Erika Mann

Birth Date

1905

Geburtsort

München, Deutschland

Death Date

1969

Sterbeort

Zürich, Schweiz

Family

Erika Julia Hedwig Mann war eine deutsche Schauspielerin, Kabarettistin, Schriftstellerin und Lektorin. Sie gründete 1933 das politische Kabarett Die Pfeffermühle und arbeitete mit Vorträgen – als Schriftstellerin und Journalistin auch nach ihrer Emigration in die Vereinigten Staaten – gegen den Nationalsozialismus. Neben ihrer Tätigkeit als Nachlassverwalterin ihres Vaters Thomas sowie ihres Bruders Klaus Mann hat sie ein umfangreiches Werk aus politischen Essays, Reportagen, Reiseberichten und Kinderbüchern hinterlassen. Erika Mann war die erstgeborene Tochter des Schriftstellers und späteren Literaturnobelpreisträgers Thomas Mann und dessen Ehefrau Katia, geborene Pringsheim, Tochter einer deutschen Intellektuellenfamilie jüdischer Abstammung. Nach Erika folgte der Bruder Klaus, mit dem sie zeitlebens eng verbunden war – sie traten „wie Zwillinge“ auf.  Die vier jüngeren Geschwister waren Golo, Monika, Elisabeth und Michael. Die Kinder wuchsen in München auf. Von 1912 bis 1914 besuchte Erika Mann mit ihrem Bruder Klaus die private Ebermayerschule, anschließend für ein Jahr die Bogenhausener Volksschule, und von 1915 bis 1920 absolvierte sie die Höhere Mädchenschule am St. Annaplatz. Im Mai 1921 wechselte sie zum Münchner Luisengymnasium. 1924 bestand sie ihr Abitur, allerdings mit schlechten Noten, und begann in Berlin mit dem Schauspielstudium, das sie wegen der zahlreichen Bühnenverpflichtungen unter anderem in Hamburg, München und Berlin aber wieder abbrach.

1925 stellte Erika Mann im ersten öffentlich inszenierten Theaterstück ihres Bruders Klaus, Anja und Esther, mit Pamela Wedekind ein lesbisches Paar dar. Klaus Mann war zu der Zeit mit Pamela Wedekind verlobt und Erika Mann nicht nur in der Rolle in sie verliebt. Durch den Auftritt der sogenannten „Dichterkinder“ des berühmten Thomas Mann wurde das Stück zu einem großen Publikumserfolg, von den Kritikern inhaltlich und dramaturgisch jedoch verrissen sowie die Darstellung gleichgeschlechtlicher Liebe als Skandal gewertet. Am 24. Juli 1926 ging sie mit dem Regisseur und Schauspielkollegen Gustaf Gründgens eine Ehe ein, die jedoch am 9. Januar 1929 wieder geschieden wurde. Im Jahr 1927 spielte sie in Klaus Manns Stück Revue zu Vieren am Leipziger Schauspielhaus und ging anschließend mit Klaus und Pamela Wedekind auf Tournee. Pamela Wedekind löste 1928 die Verlobung mit Klaus Mann und heiratete im April 1930 Carl Sternheim, den Vater der gemeinsamen Freundin von Erika und Klaus Mann, Dorothea Sternheim, genannt „Mopsa“, die Bühnenbild und Kostüme von Revue zu Vieren entworfen hatte.

In einer Art von Flucht brachen Erika und Klaus Mann am 7. Oktober 1927 von Rotterdam aus zu einer mehrmonatigen Weltreise bis Juli 1928 auf, die beide über die USA, Japan, Korea, China und die Sowjetunion rund um den Globus führte. Mit dem Namen The Literary Mann Twins präsentierten die Geschwister sich als Zwillinge, um damit weitere Aufmerksamkeit zu erregen. Ein Schwerpunkt ihrer Reise war Hollywood, doch ihre Hoffnung, dort als künftiger Filmstar oder Drehbuchautor entdeckt zu werden, erfüllte sich nicht. Ihren Unterhalt versuchten sie durch Vorträge zu finanzieren, doch die Erträge waren zu gering; und nach der Reise hatten sie hohe Schulden, die Thomas Mann beglich, nachdem er 1929 den Nobelpreis für Literatur erhalten hatte. 1929 wurde den gemeinsamen Bericht über die Reise unter dem Titel Rundherum veröffentlicht. Im Sommer 1930 unternahmen Erika und Klaus Mann eine Reise nach Nordafrika. In der Stadt Fez in Marokko hatten beide erstmals durch ihren Fremdenführer Kontakt mit dem Haschisch.

Anfang der 1930er Jahre bekam Erika Mann nach wechselnden Engagements an verschiedenen Bühnen erste kleine Filmrollen. 1931 gewann die begeisterte Autofahrerin zusammen mit ihrem Jugendfreund Ricki Hallgarten eine 10.000 Kilometer lange Rallye quer durch Europa. Sie verfasste die Komödie Plagiat unter Mitwirkung von Klaus Mann und schrieb Das Buch von der Riviera. Im journalistischen Bereich debütierte Erika Mann mit kleineren Beiträgen und Glossen für das Berliner Magazin Tempo. Im Jahr 1932 erschien ihr erstes Kinderbuch, Stoffel fliegt übers Meer.  Ihren Lebensunterhalt verdiente Erika Mann mit ihren Film- und Theaterrollen sowie mit schriftstellerischen Werken ungeachtet der kritischen weltpolitischen Lage aufgrund der Weltwirtschaftskrise im Jahr 1929. Wenn das Geld einmal nicht reichte, erhielt sie, ebenso wie ihr Bruder Klaus, die notwendige finanzielle Unterstützung durch das Elternhaus. Doch das Aufkommen des Nationalsozialismus in Deutschland beendete Erika Manns sorgloses, unpolitisches und abenteuerliches Leben; erstmals zeigte sie politisches Engagement, dem sie auch in zahlreichen Zeitungsartikeln Ausdruck verlieh. Ihre Konfrontation mit den Nationalsozialisten sollte das Ende ihrer Laufbahn am Theater bedeuten. Zu dieser Zeit war sie bereits alkohol- und drogenabhängig, was in den folgenden Jahren regelmäßige Entzugs- und Erholungskuren nötig machte. Zusammen mit Klaus und ihrer Freundin und Geliebten Therese Giehse sowie dem Pianisten und Komponisten Magnus Henning und einigen weiteren Freunden begründete sie am 1. Januar 1933 das politisch-literarische Kabarett Die Pfeffermühle in München. Das Kabarett debütierte mit Texten von Erika und Klaus Mann sowie von Walter Mehring.

Nach dem Reichstagsbrand im Februar in Berlin erfolgte Anfang März die nationalsozialistische Machtübernahme in Bayern. Um einer Verhaftung zu entgehen, mussten die Ensemblemitglieder untertauchen. Erika und Klaus Mann warnten ihre Eltern, die sich im März 1933 auf einer Erholungsreise in Arosa befanden, brieflich und telefonisch vor einer Rückkehr nach Deutschland. Klaus Mann fuhr am 13. März nach Paris, während Erika die Joseph-Manuskripte ihres Vaters zusammenraffte und in die Schweiz abreiste, wo sie Thomas Mann die aus dem Elternhaus in München geretteten Manuskripte übergab. Als Exil wählte die Familie Mann im Juni 1933 Sanary-sur-Mer in Frankreich, im September kehrten sie in die Schweiz zurück und ließen sich in Küsnacht nieder. Die Pfeffermühle wurde am 30. September von Erika und Klaus Mann sowie Giehse im Hotel Hirschen in Zürich wieder eröffnet. Von November bis Dezember 1933 folgte eine erfolgreiche Tournee durch fünf Schweizer Städte und mit neuem Programm eine zweite Tournee von Mai bis Juni 1934. Das dritte Programm vom Herbst 1934 wurde von der Schweizer Presse verrissen und löste Krawalle aus. Die schlechte Presse des dritten Programms lastete Erika Mann der Mutter ihrer Freundin Annemarie Schwarzenbach Renée Schwarzenbach-Wille an, die ihr einen schlechten Einfluss auf Annemarie unterstellte und die zudem mit dem Nationalsozialismus sympathisierte.Das Projekt wurde mittlerweile von den deutschen Behörden als deutschfeindlich klassifiziert und Erika Mann als dessen „geistige Urheberin“ angesehen. Daraufhin wurde ihr 1935 die deutsche Staatsbürgerschaft entzogen. 1935 heiratete sie einem Freund Klaus Manns und erlangte damit die britische Staatsbürgerschaft. 

1936 reisten Erika und Klaus Mann sowie Therese Giehse, Magnus Henning, Lotte Goslar und Sybille Schloß in die USA, um dort für ihr Kabarett einen neuen Spielort zu finden. Die Aufführungen der Peppermill scheiterten jedoch am mangelnden Interesse der Amerikaner, die eine solche Kunstform nicht kannten. Aus diesem Grund setzte Erika ihre Arbeit gegen den Nationalsozialismus auf andere Weise fort, publizierte in Zeitungen und unternahm Vortragsreisen. 1938 bereisten Erika und Klaus Mann Spanien, um gemeinsam Reportagen vom Spanischen Bürgerkrieg zu erstellen, die unter dem Titel Back from Spain veröffentlicht wurden. Im September erschien Erika Manns erster Dokumentarbericht School for Barbarians. Education under the Nazis. Gemeinsam mit ihrem Bruder Klaus gab Erika Mann im Jahr 1939 Escape to Life.  Im selben Jahr wurde ihr mit Illustrationen versehenes zweites „politisches Lehrbuch“, wie sie ihre Dokumentarberichte nannte, The Lights Go Down mit dem Thema Alltag unterm Hakenkreuz veröffentlicht. Von Oktober bis August 1940 und Juni bis September 1941 arbeitete Erika Mann als Korrespondentin für die britische BBC in London an Propagandasendungen, die nach Deutschland ausgestrahlt wurden. Während der deutschen Bombenangriffe im September 1940 sendete sie Aufrufe an die Deutschen. Ab 1942 war Erika Mann für die US-Propagandabehörde Office of War Information in New York tätig; im selben Jahr erschien ihr Kinderbuch A Gang of Ten. Das Thema des Buches hatte einen traurigen Hintergrund: Das Schiff, die City of Benares, das ihre Schwester Monika Mann und ihren Mann Jenö Lányi nach Kanada bringen sollte, wurde am 18. September 1940 mitten im Nordatlantik von einem deutschen U-Boot versenkt. Die Schwester konnte knapp gerettet werden, der Schwager kam ums Leben. Im Jahr 1943 begann sie mit der Niederschrift ihrer Autobiografie mit dem Titel I Of All People (dt. Ausgerechnet Ich), die jedoch Fragment bleiben sollte.

Nach der Kapitulation Deutschlands im Mai 1945 war sie in ihrer alten Heimat und sah die zerstörten Städte. Konfrontiert mit Tätern und Mitläufern, verfasste sie einen Erfahrungsbericht, Alien Homeland, den sie jedoch nicht vollendete. Im Jahr 1945 schrieb Erika Mann für den Londoner Evening Standard über den ersten Nürnberger Kriegsverbrecherprozess und verschaffte sich Zutritt zum Gefängnis in Mondorf-les-Bains, Luxemburg, wo die Repräsentanten des Nazi-Regimes einsaßen. Ab 1946 musste Erika Mann wegen ihres schlechten Gesundheitszustandes durch den jahrelangen Alkohol- und Drogenmissbrauch regelmäßig ihre Arbeit zu Kuren in verschiedenen Sanatorien und Kurkliniken unterbrechen.

Nach Kriegsende hatte sie zunehmend begonnen, für Thomas Mann zu arbeiten. Der Suizid ihres Bruders Klaus 1949 in Cannes erschütterte Erika Mann tief, hatte sie doch lange Zeit versucht, seinem Todeswunsch entgegenzuwirken. Der Verlust des geliebten Bruders stellte einen tiefen Einschnitt in ihr Leben dar. Während des Kalten Krieges in der McCarthy-Ära verschärfte sich in den USA das politische Klima, und das betraf die ganze Familie Mann.  Erika Mann galt als gefährlich und unamerikanisch. Erika Mann verließ mit ihren Eltern 1952 die USA. Als neue Heimat wählten sie wie 1933 die Schweiz, denn eine Rückkehr nach Deutschland kam wegen der zum großen Teil uneinsichtigen Haltung der Landsleute bezüglich der Aufarbeitung des Nationalsozialismus nicht in Frage. Erika widmete sich wieder dem Schreiben von Kinderbüchern. Zudem arbeitete sie an den Drehbüchern für die Verfilmungen von Thomas Manns Romanen mit.1954 zog Erika Mann zusammen mit den Eltern nach Kilchberg am Zürichsee.  Die späten Jahre widmete sie der Aufarbeitung des Nachlasses ihres Vaters Thomas Mann, der am 12. August 1955 wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag gestorben war. 1956 veröffentlichte sie Das letzte Jahr. Bericht über meinen Vater, in dem sie Thomas Manns letztes Lebensjahr referierte. Ein gleichzeitig erschienenes Erinnerungsbuch ihrer Schwester Monika Mann mit dem Titel Vergangenes und Gegenwärtiges, das eher skeptisch über den Vater berichtete, führte zu Spannungen zwischen den Geschwistern, da Erika ihr die Fähigkeit absprach, objektiv über die Familiengeschichte zu berichten. Von 1961 bis 1965 gab Erika Mann eine dreibändige Ausgabe ausgewählter Briefe Thomas Manns heraus. Auch die Werke ihres Bruders Klaus wurden von ihr betreut. 

Im Frühjahr 1958 hatte sie sich auf einer Treppe des Kilchberger Hauses einen komplizierten Bruch des linken Mittelfußknochens zugezogen und im September 1960 einen Oberschenkelhalsbruch; die Folge war eine Einschränkung der Beweglichkeit durch eine progressive Atrophie. Ihr Gesundheitszustand verschlechterte sich zunehmend. Erika Mann starb am 27. August 1969 im Kantonsspital Zürich an einem Hirntumor. Sie wurde im Familiengrab auf dem Friedhof in Kilchberg beigesetzt. 
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