Lasker-Schüler, Else

1869, Elberfeld, Deutschland - 1945, Jerusalem, Israel
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Elisabeth Lasker-Schüler war eine deutsch-jüdische Dichterin. Sie gilt als herausragende Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus in der Literatur. Sie war auch Zeichnerin.

Else Schüler war das jüngste von sechs Kindern von Jeanette Schüler geb. Kissing (1838–1890). Die Mutter wurde zu einer zentralen Gestalt ihrer Dichtung. Ihr Vater war Aaron Schüler (1825–1897), ein Privatbankier. Er wurde später Vorbild für die Hauptfigur des Dramas Die Wupper. Else galt als Wunderkind der Familie, denn sie konnte bereits mit vier Jahren lesen und schreiben. Ab 1880 besuchte sie das Lyceum West an der Aue. Nachdem sie die Schule abgebrochen hatte, erhielt sie Privatunterricht im Hause ihrer Eltern.
Als sie 13 Jahre alt war, starb ihr Lieblingsbruder Paul. Ihre Mutter starb am 27. Juli 1890.

1894 heiratete Else Schüler den Arzt Jonathan Berthold Lasker, einen älteren Bruder des langjährigen Schachweltmeisters Emanuel Lasker, und zog nach Berlin um. 1897 starb ihr Vater. Am 24. August 1899 wurde ihr Sohn Paul (1899–1927) geboren. In diesem Jahr wurden erste Gedichte veröffentlicht; ihr erster Gedichtband Styx folgte 1901.

Am 11. April 1903 wurde die Ehe mit Berthold Lasker geschieden. Am 30. November des gleichen Jahres heiratete sie den Schriftsteller Georg Lewin. Lewin ist unter dem Künstlernamen Herwarth Walden bekannt, den sich Else Lasker-Schüler ausgedacht hatte. 1906 erschien Lasker-Schülers erstes Prosawerk Das Peter Hille-Buch nach Hilles Tod; er war einer ihrer engsten Freunde. 1907 erschien die Prosasammlung Die Nächte der Tino von Bagdad. 1909 publizierte sie das Schauspiel Die Wupper, das jedoch erst 1919 zur Aufführung kam. Mit dem Gedichtband Meine Wunder (1911) wurde Lasker-Schüler zur führenden deutschen Expressionistin.

Nach der Trennung von Herwarth Walden 1910 wurde 1912 auch die zweite Ehe geschieden. Walden heiratete noch im selben Jahr in London die Schwedin Nell Roslund. Ohne eigenes Einkommen lebte Else Lasker-Schüler jetzt von der Unterstützung durch Freunde, insbesondere Karl Kraus. Im Sommer 1912 begegnete Else Lasker-Schüler Gottfried Benn. Es entstand eine intensive Freundschaft, die sich literarisch in einer großen Zahl von Liebesgedichten niederschlug, die sie Benn widmete.

Im Dezember 1912 lernten Franz und Maria Marc die inzwischen von Herwarth Walden geschiedene Dichterin in Berlin kennen. Bereits vor diesem Treffen hatten Marc und Lasker-Schüler, zwischen denen sich eine enge Freundschaft entwickelte, korrespondiert. Bis zum Sommer 1914 kam es zu einem regen Briefwechsel zwischen dem Prinzen Jussuf von Theben (Else Lasker-Schüler) und dem Blauen Reiter (Franz Marc). Die Briefe an den blauen Reiter Franz Marc, die zwischen 1913 und 1915 in den Zeitschriften Die Aktion und Der Brenner erschienen waren, wurden 1915 von Else Lasker-Schüler überarbeitet und als erster Teil des 1919 veröffentlichten Romans „Der Malik.“

Der frühe Tod ihres Sohnes Paul (1899–1927) durch Tuberkulose stürzte die Dichterin in eine Krise; sie veröffentlichte den Nachruf Mein Sohn. Zusammen mit Richard Billinger erhielt die Dichterin 1932 den letztmals vor der nationalsozialistischen Machtergreifung vergebenen Kleist-Preis. Am 19. April 1933, nach tätlichen Angriffen und angesichts der Bedrohung ihres Lebens, emigrierte sie nach Zürich, erhielt dort jedoch Arbeitsverbot. Die Kantonale und die Städtische Fremdenpolizei mit ihren Kontrolldetektiven erteilten nur befristete Aufenthaltsgenehmigungen und erzwangen dadurch ständige Ortswechsel. Von Zürich aus unternahm sie 1934 und 1937 zwei Reisen nach Palästina.

1938 wurde ihr die deutsche Staatsbürgerschaft aberkannt. 1939 reiste sie zum dritten Mal nach Palästina. Der Kriegsbeginn hinderte sie an einer Rückkehr in die Schweiz. Zudem hatten ihr die Schweizer Behörden das Rückreisevisum verweigert. In Jerusalem wohnte Lasker-Schüler zunächst im Hotel Vienna und ab Mai 1940 im Hotel Atlantic. Ihr letztes Zuhause war ab Sommer 1941 ein privates Zimmer zur Untermiete. Die Dichterin bezog eine monatliche Ehrenrente, die je zu Hälfte von der Jewish Agency und von dem Verleger Salman Schocken aufgebracht wurde und ihr eine finanziell einigermaßen gesicherte Existenz ermöglichte. Die meisten ihrer Freunde verlor sie in der Emigration. Doch pflegte sie einen kleinen Freundeskreis mit ebenfalls Emigrierten, zumeist Schriftstellern und Philosophen, darunter Werner Kraft, Martin Buber, Samuel Hugo Bergman, Salman Schocken und Ernst Simon. Den Religionsphilosophen Simon verehrte sie in den letzten Lebensjahren leidenschaftlich, wie aus zahlreichen Gedichten und Briefen hervorgeht. In ihrem Nachlass befanden sich 14 Briefe von Simon aus den Jahren 1940–1943. In ihrem 1943 veröffentlichten, letzten Gedichtband Mein blaues Klavier – Neue Gedichte sind 12 Gedichte Simon gewidmet. Lasker-Schüler fühlte sich in Palästina verzweifelt. Sie hatte sich das Leben in Jerusalem anders vorgestellt und war enttäuscht. Dazu trugen neben ihrem eigenen Verlust der Heimat und ihrer zahlreichen Freunde in Deutschland die Kriegssituation bei, die Ermordungen von Juden in Konzentrationslagern, die nach und nach bekannt wurden, ferner die Unruhen und Aufstände von Juden und Arabern in Palästina unter britischem Mandat. Gleichzeitig engagierte sich Lasker-Schüler für eine friedliche Verständigung von Juden mit den Arabern.

Lasker-Schüler, über 70 Jahre alt und verarmt, nicht in der Lage nach Europa zurückzukehren, aber immer noch als „Prinz Yussuf“ verkleidet, wurde unter Siedlern und Intellektuellen in Jerusalem zum Spottobjekt. Sie gründete ‚Kraal‘, einen literarischen Salon, den Martin Buber, der Philosoph, am 10. Januar 1942 im französischen Kulturzentrum eröffnete.

In ihren letzten Jahren arbeitete Lasker-Schüler an ihrem Drama IchundIch (IandI), das ein Fragment blieb. Ihr Gedichtband Mein Blaues Klavier (1943, My Blue Piano).

1944 erkrankte sie schwer. Nach einem Herzanfall starb Else Lasker-Schüler am 22. Januar 1945. Sie wurde auf dem Ölberg in Jerusalem begraben.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Zürich

Palästina

1934

Judenverfolgung

Berlin

Zürich

1933

Judenverfolgung


Werke

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