Hauptmann, Elisabeth (Dorothy Lane, Josefine Diestelhorst, Catherine Ux)

1897 , Peckelsheim, Deutschland - 1973, Ost-Berlin, Deutschland
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Elisabeth Hauptmann war eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin und Mitarbeiterin Bertolt Brechts. Nach Brechts Tod gab sie seine Werke beim Suhrkamp-Verlag heraus und war Dramaturgin beim Berliner Ensemble. Eine Sammlung ihrer Texte wurde 1977 unter dem Titel Julia ohne Romeo herausgegeben. Sie wurde zunächst von ihrer in Amerika geborenen Mutter Josefine mit ihren zwei Geschwistern zu Hause unterrichtet und erwarb dabei sehr früh gute
Englischkenntnisse. Sie absolvierte 1912–1918 eine Ausbildung zur Lehrerin und arbeitete 1918–1922 als Lehrerin. 1922 kam Elisabeth Hauptmann nach Berlin, wo sie 1924 Bertolt Brecht kennenlernte.

Brecht schätzte ihr literarisches Urteil und die guten Sprachkenntnisse und brachte sie als seine Lektorin beim Kiepenheuer Verlag unter. Von 1925 bis 1927 arbeitete sie von dort aus Brecht zu, erstellte Übersetzungen und Materialsammlungen und arbeitete an Stücken Brechts mit. Mit Kurzgeschichten für Magazine und Übersetzungen versuchte sie zur gleichen Zeit, zusätzlich ein Standbein als selbständige Autorin zu entwickeln.

Als Brechts Beziehung mit Elisabeth Hauptmann begann, hatte er bereits mit Paula Banholzer ein Kind, seinen ersten Sohn Frank Banholzer. Er war 1922–1928 verheiratet mit Marianne Zoff, einer österreichischen Schauspielerin und Opernsängerin und Mutter von Brechts Tochter Hanne Marianne. Gleichzeitig hatte er eine Beziehung zu Helene Weigel, die er 1923 kennengelernt hatte; ihr gemeinsamer Sohn Stefan wurde 1924 geboren. 1929 nach der Scheidung Brechts von Marianne Zoff heirateten sie. 1930 kam die Tochter Barbara zur Welt. Die letzten Jahre der Weimarer Republik unternahm Hauptmann eigene literarische Aktivität - Texten für Magazine, Radio-Beiträgen vom Krimi bis zur Dokumentation und Übersetzungen -. Zudem löste sie sich auch persönlich von Brecht.

1933 wurde Hauptmann verhaftet und von der Gestapo verhört. Durch Freunde und einen Anwalt konnte sie ihre Entlassung erwirken. Durch ihre in den USA verheiratete Schwester konnte Elisabeth Hauptmann schließlich aus Nazi-Deutschland entkommen. Paris war die erste Station iher Flucht. Anfang 1934 kam sie in St. Louis. Im August 1934 übernahm sie eine Pflegestelle bei einer psychisch Kranken, was sie in ihrer labilen Verfassung selbst gefährdete. Seit dem Herbst 1935 arbeitete sie kurzzeitig wieder mit Brecht zusammen, diesmal in New York. Hauptmann engagierte sich 1937 für die deutsch-mexikanische Spanienhilf. Sie hielt Vorträge und veröffentlichte Artikel in Zeitungen. 1940 bekam Elisabeth Hauptmann die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ihren Brotjob als Lehrerin in St. Louis führte sie bis 1940 aus. 

1946 zog Elisabeth Hauptmann nach Los Angeles, wo sie eine Beziehung mit Paul Dessau begann. 1948 heirateten sie und verliessen die USA. In der Ruinenstadt Berlin hatte Elisabeth Hauptmann Eingewöhnungsschwierigkeiten angesichts der allgemeinen Not und der Konfrontation mit Spuren der Nazizeit, vor allem in der Sprache. Arbeit fand sie bei der DEFA, wo sie bis 1950 als Dramaturgin arbeitete. Schließlich scheiterte auch die Ehe mit Dessau und Hauptmann unternahm einen Suizidversuch. Die nächsten Jahre quälten sie Depressionen. Sie schloss bereits 1949 einen Vertrag mit Suhrkamp zur Herausgabe der Werke Brechts und trat der SED bei. 1950–1954 arbeitete sie wieder als freie Autorin und Übersetzerin, geriet dabei immer wieder in Finanznot, während gleichzeitig der kommerzielle Erfolg der Werke Brechts stieg.  

Nach Brechts Tod wurde Elisabeth Hauptmann Parteisekretärin am Berliner Ensemble. Sie begann mit dem Ordnen von Archivmaterial. Brechts letztes Testament, das neben der Familie auch seine engsten Mitarbeiter an den Tantiemen beteiligte. 1961 erhielt Elisabeth Hauptmann den Lessing-Preis der DDR. Durch den Brecht-Boom im Westen wendete sich Hauptmanns finanzielle Lage endlich zum Besseren. Sie hatte jetzt häufiger gesundheitliche Probleme. In einem Testament hielt sie fest, dass sie von Brecht nie ein Gehalt bezogen hat und bei einigen Stücken, an denen sie größeren Anteil hatte, auch keine Autorenhonorare oder Tantiemen. Hauptmanns letztes Testament von 1972 vermachte ihre Bibliothek und wertvolles Material wie Manuskripte Brechts, Briefe und Photos sowie Editionsnotizen der Akademie der Künste in Berlin. Die Tantiemenanteile der Dreigroschenoper gingen an ihre Freundin Margaret Mynatt alias Bianca Minotti, ihre amerikanische Familie erhielt die Rechte an Happy End, andere Anteile verteilte sie auf verschiedene Mitstreiter. Am 20. April 1973 starb Elisabeth Hauptmann. 

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Berlin, Deutschland

über Paris in die USA

1933

politische Verfolgung


Werke

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