Hessel, Helen (geb. Grund)

1886, Berlin, Deutschland - 1982, Paris, Frankreich
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Helen Hessel war eine deutsche Modejournalistin. Sie wurde als fünftes und letztes Kind von Franz-Wilhelm Carl Grund und seiner Frau Julie Anna Butte in Berlin geboren. Die Grunds waren eine wohlhabende Familie, die jedoch mehrere Schicksalsschläge hinnehmen musste. Helens ältester Bruder Otto Grund wurde früh in eine Nervenheilanstalt eingeliefert, wo er bald verstarb. Ihre Schwester Ilse Grund und ihr Bruder Fritz Grund begingen beide in ihren 20er Jahren Selbstmord. Die Mutter starb 1915 in einer Schweizer Psychiatrische Klinik, in welcher sie aufgrund einer Nervenkrankheit seit 1898/1899 lebte. Helen Grunds Jugend wurde durch Reisen nach London und Paris geprägt. Dort lernte sie beide Sprachen, Englisch und Französisch, beinahe fließend sprechen. Dies zeigt sich auch in ihrem Tagebuch, das sie führte. Hier wechselt die Schreibsprache zwischen Deutsch, Englisch und Französisch.

Helen Grund besuchte, wie es für Töchter gutbürgerlicher Familien in Berlin üblich war, die Charlottenschule, eine Städtische Höhere Töchterschule. Sie schrieb sich danach an der Damenakademie des Berliner Künstlerinnenvereins ein und lernte dort bei Käthe Kollwitz und Anderen. Deren künstlerisches Wirken stand im Zeichen eines sozialkritischen Engagements. Durch ihre Beziehung mit dem Dozenten George Mosson gelang es Grund schnell, im Milieu der Künstler Fuß zu fassen. 1912 zog sie gemeinsam mit den Berliner Bekannten Fanny Remak und Augusta von Zitzewitz nach Paris, um ihr Studium zu vertiefen. In Paris lernte sie den deutschen Dichter und Schriftsteller Franz Hessel kennen. Die beiden heirateten im Juni 1913. Hessel wurde bald schwanger und brachte 1914 ihren ersten Sohn Ulrich in der Schweiz zur Welt. Franz Hessel zog wenige Tage nach der Geburt seines Sohnes in den Krieg. Im Juli 1917 kam der zweite Sohn, Stefan Hessel, zur Welt. Nach Ende des Krieges 1918 kehrte Franz Hessel von der Front zurück. Neben der Ehe mit Franz Hessel hatte Helen Hessel über dreizehn Jahre hinweg eine Beziehung mit dessen bestem Freund Henri-Pierre Roché. Dieser schrieb über die Dreiecksbeziehung der beteiligten Personen den Roman Jules et Jim (erschienen 1953, verfilmt 1962).

1919 beendete Hessel im Zuge ihrer Lebenskrise ihre Karriere als Künstlerin und arbeitete einige Monate als Landwirtin unter anderem in Polen und Schlesien.1921 ließ sich das Paar scheiden, damit Hessel und Roché zusammenleben konnten. Im Sommer 1922 heirateten Helen und Franz Hessel erneut, obwohl die Affäre zwischen Roché und Hessel weiterhin bestand. Die Familie zog 1925 nach Paris, bevor Franz Hessel zu Beginn des Nationalsozialismus wieder nach Berlin zurückkehrte. Er war jüdischer Herkunft und nachdem 1935 die Nürnberger Gesetze erlassen wurden, drängte Helen Hessel darauf Deutschland zu verlassen, was ihr Ehemann allerdings ablehnte. Als Hessel aufgrund ihrer Ehe mit einem Juden gekündigt wurde, ließ sie sich erneut scheiden, um ihrer Tätigkeit als Journalistin weiterhin nachgehen zu können. 1938 besorgte Hessel im Alleingang die benötigten Dokumente, um ihren Mann ohne gültigen Reisepass nach Paris zu holen und vor dem Nationalsozialismus zu retten. Nachdem Frankreich von den deutschen Armeen besetzt wurde, wurden Franz und Ulrich Hessel festgenommen und verbrachten einige Monate in einem Konzentrationslager. Nach der Freilassung von Ehemann und Sohn verstarb Franz Hessel 1941. Helen und Franz Hessel waren zwar geschieden, lebten jedoch bis zu seinem Tod als Paar zusammen.

Nach dem Tod ihres Ehemannes und den Erinnerungen, die der Krieg hinterlassen hatte, verfiel Hessel in eine Depression und versuchte Suizid zu begehen. Schließlich zog sie im Sommer 1947 zu ihrem jüngeren Sohn nach New York. Dort arbeitete sie unter anderem als Hausmädchen in Kalifornien. 1950 kehrte sie nach Frankreich zurück. Helen Hessel lebte daraufhin in Paris, wo sie  im Alter von 96 Jahren starb. 


Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Paris, Frankreich

New York, USA

1947

Persönliches Zusammenbruch


Werke

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