Hirschfeld, Dorothea

1877, Berlin, Deutschland - 1966, Berlin, Deutschland
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Dorothea Hirschfeld war eine Wegbereiterin der Sozialen Arbeit in Deutschland und Politikerin (SPD). Dorothea Hirschfeld war die Tochter des jüdischen Kaufmanns Julius Hirschfeld und seiner Frau Anna geb. Stern. Nach einer Ausbildung als Bibliothekarin arbeitete sie ab 1904 bei der Berliner Zentralstelle für Armenpflege und Wohltätigkeit und wurde 1911 zur Geschäftsführerin ernannt. Während des Ersten Weltkriegs war sie im Nationalen Frauendienst tätig. Im November 1916 gründete sie gemeinsam mit Else Lüders, Gertrud Israel und Hedwig Wachenheim den Deutschen Verband der Sozialbeamtinnen, dessen Vorstand sie angehörte. 1918 wurde Dorothea Hirschfeld Mitglied der SPD.  Als erste Frau wurde sie 1919 Mitarbeiterin des Reichsarbeitsministeriums und leitete dort ab 1920 als Ministerialrätin das Referat Kriegerwitwen- und Kriegerwaisenfürsorge. Dorothea Hirschfeld wendete sich gegen die, zur damaligen Zeit auch von sozialdemokratischen Gesundheits- und Sozialpolitikern vertretenen, These der Erblichkeit des Alkoholismus oder die von dem angeborenen Wandertrieb der Obdachlosen. Sie hob dagegen die gesellschaftlichen Ursachen dieser sozialen Probleme hervor. Wie viele Sozialarbeiterinnen ihrer Generation, die selbst nicht die Möglichkeit einer Fachschulausbildung hatten, legte Dorothea Hirschfeld großen Wert auf die Aus- und Weiterbildung der in der Wohlfahrtspflege Beschäftigten.

Im April 1933 wurde sie aus antisemitischen Gründen vom Reichsarbeitsministerium entlassen. Anders als einige ihrer Verwandten, denen sie half zu emigrieren, verließ Dorothea Hirschfeld Deutschland nicht. Sie lebte zurückgezogen in Berlin. Von der ihr zustehenden Pension erhielt sie nur einen geringen Teil. Am 3. Oktober 1942 wurde sie im Alter von fünfundsechzig Jahren in das Ghetto Theresienstadt deportiert. Das hauptsächlich aus Grundbesitz bestehende Vermögen der Familie wurde zugunsten des Deutschen Reiches eingezogen. Drei Wochen nach der Deportation von Dorothea Hirschfeld beging ihre Schwester Selbstmord. Ein jüngerer Bruder, der 1938 in das KZ Buchenwald verschleppt wurde, starb an den Folgen der Haft. Dorothea Hirschfeld überlebt und kehrt im August 1945 nach Berlin zurück. Von Oktober 1945 bis 1948 arbeitete sie als Referentin in der Hauptverwaltung für das Gesundheitswesen in der Sowjetischen Besatzungszone. Dorothea Hirschfeld starb 1966 im Alter von 89 Jahren in Berlin-Tempelhof.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Theresienstadt Ghetto, Terezín, Tschechien

Berlin, Deutschland

1945

Befreiung von Theresienstadt


Werke

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