Jaldati, Lin

1912, Amsterdam, Holland - 1988, Ost-Berlin, DDR
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Lin Jaldati war eine niederländische Sängerin, Schauspielerin und Tänzerin. Sie wurde als Tochter eines Obst- und Gemüsehändlers in einem armen Teil des Amsterdamer Judenviertels geboren, wo sie von 1916 bis 1922 die Grundschule besuchte. Mit 14 Jahren arbeitete sie in einem Nähatelier und nahm daneben Tanzunterricht. Ab 1930 tanzte sie im Niederländischen Ballett und wirkte ab 1934 in der Revue von Bob Peters und der Bouwmeeser-Revue mit. Nach Beginn des Spanischen Bürgerkrieges 1936 trat sie der Kommunistischen Partei bei.

Im Jahr 1937 lernte sie den aus Berlin emigrierten Pianisten Eberhard Rebling (1911–2008) kennen, den sie 1942 heiratete. Mit ihm gab sie ab 1938 eigene Abende mit jiddischen Liedern, bei denen sie auch Tanzdarbietungen aufführte. Daneben studierte sie Tanz bei Olga Preobraschenskaja in Paris und Gesang bei Eberhard E. Wechselmann in Den Haag.

Nach dem deutschen Überfall auf die Niederlande im Mai 1940 schloss sich Jaldati dem niederländischen Widerstand an und ging 1942 mit ihrer Familie in den Untergrund, wo sie illegale Hauskonzerte mit jiddischen Liedern gab und anderen verfolgten Juden half. Im Juli 1944 wurde sie verhaftet und unter anderem im Durchgangslager Westerbork, dem KZ Auschwitz und dem KZ Bergen-Belsen interniert. Sie wurde 1945 todkrank von britischen Truppen befreit.

Ende 1945 trat sie erstmals wieder in Amsterdam auf, unternahm ab 1946 Konzertreisen. Bei Paula Lindberg in Amsterdam studierte sie weiter Gesang. Sie kam in die skandinavischen Länder, die Schweiz, nach Osteuropa und Deutschland, wo sie unter anderem auch in Berlin auftrat. Im Jahr 1952 übersiedelte die Familie auf Anraten von Freunden – unter anderem auch von Anna Seghers – in die DDR. Als überzeugte Kommunistin galt sie lange Zeit als die einzige offizielle DDR-Interpretin jiddischer Lieder. Sie machte zahlreiche Rundfunk- Fernseh- und Plattenaufnahmen.

Nach ihrem 75. Geburtstag nahm Jaldati Abschied von der Bühne. Sie starb 1988 und wurde auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof in Berlin beigesetzt.
2020 erschien in einer Doppelbiographie der Schwestern Lin und Janny eine umfangreiche Darstellung der Teilnahme der beiden am Widerstand gegen die deutsche Besatzung, der Zeit des Verstecks und der anschließenden Verfolgung durch die niederländische Autorin Roxane van Iperen auch auf Deutsch.[2]

Migrationsweg



Werke

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