Mahler-Werfel, Alma

1879 , Wien , Österreich - 1964, New York, USA
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Alma Mahler-Werfel war eine Persönlichkeit der Musik- Kunst- und Literaturszene in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Sie war die Tochter des Wiener Landschaftsmalers Emil Jakob Schindler und der zur Sängerin ausgebildeten Anna Sofie Schindler, geborene Bergen, Während Alma Schindlers Schulausbildung offenbar unsystematisch verlief, erhielt sie eine gründliche musikalische Ausbildung. Seit 1895 hatte sie Kompositionsunterricht bei dem blinden Wiener Organisten und Komponisten Josef Labor.

Bei einer Abendgesellschaft von Bertha Zuckerkandl am 7. November 1901 begegnete Alma Schindler dem Komponisten, gefeierten Dirigenten und Direktor der Wiener Hofoper Gustav Mahler. Mahler verliebte sich in die sehr selbstsichere junge Frau und machte ihr einen Heiratsantrag. Alma Schindlers Familie versuchte, ihr auch diese Verbindung auszureden. Der neunzehn Jahre ältere Mahler sei zu alt für sie, er sei verarmt und unheilbar krank.

Das Zusammenleben mit Mahler verlief anders, als sie es von dem abwechslungsreichen und geselligen Leben in ihrem Elternhaus gewohnt war. Mahler mied Gesellschaften und legte großen Wert auf einen sehr geregelten Tagesablauf, um sein großes Arbeitspensum zu bewältigen. Das Ehepaar hatte zwei Tochter. Maria, die älteste Tochter starb 1907 nach einem sehr heftigen Krankheitsverlauf an Diphtherie. Zur gleichen Zeit wurde dem Komponist eine Herzfehlerdiagnose diagnostiziert, was den Bruch zwischen den Eheleuten verstärkte. Nach der Begegnung mit Walter Gropius stürzte die Ehe in eine Krise. 1911, erlag Gustav Mahler seiner Krankheit. Obwohl nach dem Tod von Mahler nichts mehr dagegen gesprochen hätte, Alma Mahlers Beziehung zu Gropius fortzusetzen und zu intensivieren, brach sie die Beziehung zu Gropius ab.

In Wien wurde Alma, dank der Witwenpension und des Erbes Mahlers eine wohlhabende Frau mit beträchtlichem Vermögen, heftig umworben. Mit Oskar Kokoschka hatte sie eine Liebesbeziehung, die erst im ersten Weltkrieg, als Oskar Kokoschka sich freiwillig meldete, langte. Noch während das Verhältnis mit Kokoschka bestand, nahm Alma wieder den Briefkontakt mit Gropius auf. Im Februar 1915 reiste sie in Begleitung von Lilly Lieser nach Berlin, um Gropius aufzusuchen. Die Hochzeit von Walter Gropius und Alma fand am 1915 in Berlin statt. 1920 wurde die Ehe jedoch geschieden. Strittig war lange Zeit zwischen den beiden Ehepartnern das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter Manon.

Von 1919 an lebte Alma mit Werfel zusammen. Werfel war elf Jahre jünger als seine Lebensgefährtin und zu Beginn ihrer Beziehung ein bekannter expressionistischer Lyriker. Im Klima zunehmender politischer Radikalisierung verstärkte sich der bei Alma Mahler schon immer vorhandene Antisemitismus weiter. Sie hatte es zur Bedingung gemacht, dass Werfel vor der Hochzeit aus der jüdischen Religionsgemeinschaft austreten müsse. Werfel war diesem Wunsch gefolgt, trat jedoch wenige Monate später, nämlich am 5. November 1929, ohne Wissen Almas wieder zum Judentum über. Den deutschen Nationalsozialisten stand Alma Mahler positiv gegenüber. Die politischen Auseinandersetzungen nahm sie nicht als Kampf zwischen politischen Ideologien wahr, sondern als Auseinandersetzungen zwischen Juden und Christen. Auch im Österreichischen Bürgerkrieg nach der Parlamentsausschaltung durch Engelbert Dollfuß im Jahre 1934 stand sie eindeutig auf der Seite der Austrofaschisten. Der Spanische Bürgerkrieg war ein weiterer Streitpunkt zwischen den Ehepartnern. Alma Mahler-Werfel vertrat die Seite der Franquisten, während Franz Werfel sich auf die republikanische Seite stellte.

1935 starb im Alter von nur 18 Jahren Manon Gropius, Alma Mahler-Werfels Tochter mit Walter Gropius, an Kinderlähmung. Die Villa auf der Hohen Warte, in der Manon Gropius gestorben war, wurde von Alma Mahler-Werfel zunehmend als Unglückshaus empfunden. Franz Werfel wohnte nur noch selten dort und zog es vor – vielleicht auch wegen des hohen Alkoholkonsums seiner Frau –, in Hotelzimmern außerhalb von Wien zu arbeiten. Obwohl sich die Beziehung zwischen Franz Werfel und Alma Mahler-Werfel noch nicht wieder gefestigt hatte, brachen sie 1937 zu einer Reise auf, die sie zunächst nach Mailand und dann über Neapel auf die Insel Capri führte. Dort erfuhren sie, dass der Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg mit Nazideutschland das Ende von Österreich als selbstständigem Staat einleitete. Alma Mahler-Werfelreiste allein und inkognito nach Wien zurück, wo sie alle Bankkonten auflöste und das Geld in die Schweiz schmuggeln ließ. Am 12. März 1938, dem Tag, an dem der so genannte Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich vollzogen wurde, verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und reiste gemeinsam mit ihrer Tochter, die als „Halbjüdin“ nun bedroht war, über Prag und Budapest nach Mailand, wo Franz Werfel auf sie wartete. Sie ließen sich beide gemeinsam in dem südfranzösischen Fischerdorf Sanary-sur-Mer unweit von Marseille nieder, wo sich bis 1940 auch andere deutsche Emigranten wie Thomas und Heinrich Mann, Lion Feuchtwanger, Bertolt Brecht, Ludwig Marcuse, Franz Hessel und Ernst Bloch zeitweise aufhielten.

Die Emigration in die Vereinigten Staaten gestaltete sich sehr schwierig. Als sie Sanary-sur-Mer im Juni 1940 verließen, hatte die Wehrmacht bereits Paris besetzt. Das Ehepaar Mahler-Werfel besaß keine Visa für die Ausreise in die Vereinigten Staaten und musste unter anderem im Wallfahrtsort Lourdes fünf Wochen warten, um eine Reisegenehmigung bis nach Marseille zu erhalten. Dass ihnen die Ausreise gelang, verdankten sie dem amerikanischen Journalisten und Quäker Varian Fry. Fry gehörte dem Emergency Rescue Committee an, das vor allem Intellektuelle bei ihrer Flucht aus Frankreich unterstützte. Er brachte die fünfköpfige Gruppe zur französisch-spanischen Grenze. Dort mussten sie zu Fuß einen Gebirgszug überqueren, was vor allem den fast 70-jährigen Heinrich Mann und den übergewichtigen Franz Werfel an ihre physische Leistungsgrenze brachte.

In Barcelona organisierte Fry Flugtickets nach Lissabon, von wo aus sie mit dem griechischen Ozeandampfer Nea Hellas nach New York übersetzten. Am 13. Oktober 1940 kamen sie dort an. Das Ehepaar Mahler-Werfel ließ sich in Los Angeles nieder, wo zahlreiche deutsche und österreichische Emigranten lebten.

Mit der Veröffentlichung Das Lied von Bernadette, wurde Werfel ein erfolgreicher Schriftsteller in den USA. Am 26. August 1945 erlag er einem schweren Herzinfarkt. Nach einem kurzen Aufenthalt in Wien übersiedelte Alma Mahler-Werfel 1951 nach New York, wo sie im Alter von 85 Jahren starb.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Sanary-sur-Mer, Frankreich

Über Barcelona und Lisboa nach New York, USA

1940

politische und Judenverfolgung

Mailand, Italien

Sanary-sur-Mer, Frankreich

1938

politische und Judenverfolgung

Wien, Österreich

Über Prag und Budapest nach Mailand, Italien

1938

politische und Judenverfolgung


Werke

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