Kaléko, Mascha

1907, Chrzanów, Polen - 1975, Zürich, Schweiz
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Mascha Kaléko war eine deutschsprachige, der Neuen Sachlichkeit zugerechnete Dichterin. Mascha Kaléko war das nichtehelich geborene Kind des jüdisch-russischen Kaufmanns Fischel Engel und seiner späteren Ehefrau, der österreichisch-jüdischen Rozalia Chaja Reisel Aufen. 1914, zu Beginn des Ersten Weltkriegs, übersiedelte zunächst die Mutter mit den Töchtern Mascha und Lea nach Deutschland, um Pogromen zu entgehen. In Frankfurt am Main besuchte Kaléko die Volksschule. Ihr Vater wurde dort aufgrund seiner russischen Staatsbürgerschaft interniert. 1916 zog die Familie nach Marburg, schließlich 1918 nach Berlin. Hier verbrachte Kaléko ihre Schul- und Studienzeit. Obwohl Kaléko eine gute Schülerin war und auch sehr daran interessiert, später zu studieren, war ihr Vater der Meinung, dass ein Studium für ein Mädchen nicht notwendig sei. 1922 heirateten ihre Eltern standesamtlich, sie wurde von ihrem Vater anerkannt und erhielt den Namen Mascha Engel. Kaléko begann 1925 im Arbeiterfürsorgeamt der jüdischen Organisationen Deutschlands  eine Bürolehre. Nebenher besuchte sie Abendkurse in Philosophie und Psychologie, unter anderem an der Lessing-Hochschule zu Berlin und an der Friedrich-Wilhelms-Universität. Am 31. Juli 1928 heiratete sie den knapp zehn Jahre älteren Hebräischlehrer Saul Aaron Kaléko, den sie seit 1926 kannte.

Ende der 1920er Jahre kam sie mit der künstlerischen Avantgarde Berlins in Kontakt, die sich im Romanischen Café traf. So lernte sie u. a. Else Lasker-Schüler und Joachim Ringelnatz kennen. 1929 veröffentlichte Mascha Kaléko erste Kabarett-Gedichte. Ab 1930 wirkte sie beim Rundfunk und im Künstlerkabarett (Küka) mit. Edmund Nick und Günter Neumann vertonten ihre Texte, vorgetragen wurden diese von Interpretinnen und Schauspielerinnen wie Rosa Valetti, Claire Waldoff oder Annemarie Hase. 1933 publizierte sie Das lyrische Stenogrammheft. Die reichsweite nationalsozialistische Bücherverbrennung im Mai 1933 betraf das erfolgreiche Werk nicht. Es war im Januar 1933 erschienen und die Nationalsozialisten wussten damals noch nicht, dass Mascha Kaléko Jüdin war. Das kleine Lesebuch für Große erschien 1934. Im Dezember 1936 wurde ihr Sohn Evjatar Alexander Michael in Berlin geboren (sein Name wurde im Exil in Steven geändert). Vater war der Dirigent und Musikwissenschaftler Chemjo Vinaver. Am 22. Januar 1938 wurde die Ehe von Saul und Mascha Kaléko geschieden. Sechs Tage später heiratete sie Chemjo Vinaver. Bald wurden ihre Bücher als „schädliche und unerwünschte Schriften“ von den Nationalsozialisten verboten. Die neue Familie emigrierte im September 1938 in die Vereinigten Staaten.

Der berufliche Erfolg für Vinaver blieb dort aus, Kaléko hielt die Familie mit dem Verfassen von Reklametexten über Wasser und schrieb unter anderem Kindergedichte. 1939 veröffentlichte sie Texte in der deutschsprachigen jüdischen Exilzeitung Aufbau. 1944 erhielt die Familie Vinaver/Kaléko die amerikanische Staatsbürgerschaft. Ein amerikanischer Verlag veröffentlichte 1945 ihre Verse für Zeitgenossen. Kaléko lebte in New Yorker von 1942 bis 1957. Nach dem Krieg fand sie in Deutschland wieder ein Lesepublikum. 1960 wanderte sie mit ihrem Mann nach Jerusalem aus. Dort litt sie sehr unter der sprachlichen und kulturellen Isolation und lebte enttäuscht und einsam. 1968 starb ihr musikalisch hochbegabter Sohn in New York nach einer schweren Krankheit. Als 1973 auch Vinaver starb, fand sie im letzten Lebensjahr wieder Kraft zu schreiben. Im Herbst 1974 besuchte sie ein letztes Mal Berlin. Mascha Kaléko dachte darüber nach, neben ihrem Domizil in Jerusalem auch eine kleine Wohnung in Berlin zu nehmen, um in dem Ort zu leben, an den sie glückliche Jugenderinnerungen hatte. Auf dem Weg zurück nach Jerusalem machte sie einen Zwischenhalt in Zürich, wo sie am 21. Januar 1975 an Magenkrebs starb, 14 Monate nach ihrem Mann. Ihr Grab befindet sich auf dem jüdischen Friedhof Oberer Friesenberg in Zürich.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

New York, USA

Jerusalem, Israel

1960

Berlin, Deutschland

New York, USA

1938

Judenverfolgung


Werke

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