Gert, Valeska (geb. Gertrud Valesca Samosch)

1892, Berlin, Deutschland - 1978, Kampen, Sylt, Deutschland
Gert_Valeska.png
Valeska Gert war eine deutsche moderne Tänzerin, Schauspielerin und Pantomimin, die auch als Kabarettistin tätig war. Sie war das älteste Kind des Berliner Kaufmanns Theodor Samosch und dessen Ehefrau Augusta Rosenthal. Auf Veranlassung der Mutter erhielt sie ab ihrem siebten Lebensjahr Tanzstunden. 1915/1916 nahm sie Schauspielunterricht bei Maria Moissi und Alfred Breiderhoff. Sie debütierte im Februar 1916 als Tänzerin. Wenig später erhielt Gert ein Engagement an den Münchner Kammerspielen. Im Jahr darauf konnte sie bereits große Erfolge als Solotänzerin in Berlin und München verzeichnen. Ihre exzentrischen Tanzpantomimen, in denen sie Sujets wie Boxen, Nervosität, Kupplerin, Politiker und Prostitution analysierte und deren Vielschichtigkeit als Einheit umsetzte, machten sie schließlich zum skandalumwitterten Star. Gert entwickelte ihre Tanz-Nummern selbst, nach von ihr selbst gewählten Themen. Sie realisierte in den 1920er-Jahren auch radikalere Tänze wie den Tod: ein Tanz über die letzten Atemzüge eines Menschen, der beinahe aus Bewegungslosigkeit besteht und in seiner Radikalität einzigartig im Modernen Tanz oder der Performance der Zeit war. Im Jahr 1925 war sie erstmals in einem Stummfilm zu sehen: In Hans Neumanns Parodie von Ein Sommernachtstraum verkörperte sie den Puck. Kurz darauf setzte Georg Wilhelm Pabst sie in seinem während der Inflationszeit spielenden Straßenfilm Die freudlose Gasse (1925) ein, in dem sie eine schmierige Kupplerin gab.

Nach 1933 hatte Gert, von den Nazis als „entartet“ diffamiert, in Deutschland außer im Kulturbund Deutscher Juden keine Auftrittsmöglichkeiten mehr und hielt sich länger in Frankreich, den USA und vor allem in England auf, kehrte jedoch immer wieder nach Deutschland zurück. 1936 heiratete sie in London ihren zweiten Ehemann, den Schriftsteller Robin Hay Anderson. Anfang 1939 emigrierte sie in die USA. Hier hatte sie es schwer, in ihrem bisherigen Beruf zu arbeiten, und war einige Wochen oder Monate lang in Provincetown als Aktmodell tätig. 1941 eröffnete Gert in New York die Beggar Bar, ein künstlerisches Kabarett. Dort trat u. a. Kadidja Wedekind mit Rezitationen der Gedichte ihres Vaters Frank Wedekind auf; einer ihrer Kellner war der später als Dramatiker weltberühmt gewordene Tennessee Williams, der hier auch eigene Gedichte vortrug. In Provincetown, Massachusetts, eröffnete Gert 1946 für einen Sommer das Kabarett Valeska’s.

1947 kehrte Gert nach Europa zurück. Nach Zwischenaufenthalten in Paris und Zürich, wo sie das Kabarett Café Valeska eröffnete, reiste Gert 1949 in das unter Blockade stehende Berlin, wo sie zunächst das Kabarett Bei Valeska und im Folgejahr das Kabarett Hexenküche eröffnete, für die sie den jungen Klaus Kinski engagierte. Sie selbst spielte in der Hexenküche die für ihre Grausamkeit berüchtigte KZ-Kommandeuse Ilse Koch. Im Jahr 1951 erfolgte die Eröffnung des Nachtlokals Ziegenstall in Kampen auf der Nordseeinsel Sylt. Im Jahr 1965 engagierte sie der italienische Filmregisseur Federico Fellini für den Film Julia und die Geister. 1970 erhielt sie das Filmband in Gold für ihr langjähriges und hervorragendes Wirken im deutschen Film. Im Jahr 1973 wirkte sie in R. W. Fassbinders TV-Serie Acht Stunden sind kein Tag mit und 1976 war sie in Volker Schlöndorffs Der Fangschuß zu sehen. Schlöndorff drehte anschließend die Dokumentation Nur zum Spaß, nur zum Spiel, in der Gert über ihr Leben erzählt und einige Tänze und Performances wie die KZ-Kommandeuse Ilse Koch vorführt.

Am 18. März 1978 machten sich Nachbarn und Bekannte Sorgen, weil Valeska Gert seit vier Tagen nicht mehr gesehen worden war. Als die Haustür in Gegenwart der Polizei gewaltsam geöffnet wurde, war Gert bereits tot. Vermutlich starb sie am 16. März 1978. Valeska Gert wurde in ihrer Geburts- und Lieblingsstadt Berlin beerdigt, wo sie auch nach ihrer Remigration noch lange Zeit (parallel zu Sylt) eine Wohnung hatte. Ihr Nachlass gelangte durch ihren Biographen an das Archiv der Akademie der Künste Berlin; bemerkenswerte Dokumente besitzen auch die Theaterwissenschaftliche Sammlung der Universität zu Köln und das Deutsche Tanzarchiv Köln.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Berlin, Deutschland

USA

1939

Judenverfolgung


Werke

Weitere Informationen