Lanckorońska, Karolina Maria

1898, Buchberg am Kamp, Österreich - 2002, Rom, Italien
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Karolina Maria Lanckorońska war eine polnisch-österreichische Kunsthistorikerin. Karolina Maria Adelajda Franciszka Ksawera Małgorzata Edina Gräfin Lanckorońska war das zweite Kind des polnischen Magnaten im k.u.k. Österreich-Ungarn Karl Graf von Brzezie-Lanckoronski und der preußischen Gräfin Margarethe von Lichnowsky.

Lanckorońska wuchs in Wien im Palais Lanckoroński auf und besuchte das Schottengymnasium. Mit Gründung der Polnischen Republik wurde sie 1918 polnische Staatsbürgerin. Sie wurde zu einer nationalbewussten Polin Sienkiewiczscher Prägung, die auch in der vierzig Jahre später geschriebenen und achtzig Jahre später veröffentlichten Autobiografie keine Abstriche von ihrer Distanzierung zu den ukrainischen, russischen und deutschen Nachbarstaaten und -völkern machte.

Sie studierte von 1917 bis 1921 in Wien Kunstgeschichte und promovierte 1926 über Michelangelo Buonarroti. An der Johann-Kasimir-Universität (Uniwersytet Jana Kazimierza) im zu Polen gehörenden Lemberg (Lwów) habilitierte sie sich 1935 mit Dekoracja malarska kościoła Il Gesu w Rzymie und war damit Polens erste habilitierte Kunsthistorikerin. Sie erhielt eine Stelle als Assistenzprofessorin an der Universität Lemberg. Ihr wissenschaftliches Interesse für die italienische Kunst der Renaissance und des Barock korrelierte mit einer engen religiösen Bindung an die römisch-katholische Kirche.

Nach dem Überfall auf Polen konfiszierten die Deutschen in Wien am 17. Oktober 1939 das Palais und die darin enthaltene Sammlung. Nach der sowjetischen Besetzung Lembergs durch die Rote Armee am 19. September 1939 konnte Lanckorońska sich nur noch kurze Zeit an der nun ukrainisch gewordenen Universität halten. Um der Deportation durch das NKWD zu entgehen, ging sie mit gefälschten Papieren am 3. Mai bei Przemyśl über die Grenze ins Generalgouvernement. Sie hatte sich bereits im Januar in Lemberg der polnischen Untergrundarmee „Związek Walki Zbrojnej“ (ZWZ) angeschlossen und traf nun in Krakau auf den Vertreter der Polnische Heimatarmee (Armia Krajowa – AK) Tadeusz Komorowski. Anfang 1942 gelangte sie ins nun von den Deutschen eroberte ostgalizische Stanisławów. Der dortige Gestapo-Chef Hans Krüger ließ sie einsperren – und brüstete sich während eines Verhörs, er sei für die Ermordung ihrer 23 Lemberger Universitätskollegen im Sommer 1941 verantwortlich. Durch Intervention aus Kreisen der italienischen Königsfamilie und der Mussolini-Regierung entging Lanckorońska der drohenden Ermordung durch die SS und kam ins Gefängnis nach Lemberg.

Ende 1942 zur weiteren Vernehmung nach Berlin verlegt glaubte sie in einem SS-internen Disziplinarverfahren als Zeugin gegen Krüger aussagen zu können, stattdessen kam sie als prominenter Häftling für die nächsten zwei Jahre in das Frauenkonzentrationslager Ravensbrück. Wieder durch diplomatische Intervention, diesmal durch Carl Jacob Burckhardt, Präsident des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), kam sie noch im April 1945 mit einem Rotkreuz-Transport in die Schweiz aus der Konzentrationslagerhaft frei.

Da nach ihrer Kenntnis nicht der nach Argentinien entkommene SS-Untersturmführer Walter Kutschmann für die Ermordung der Lemberger Professoren verantwortlich war, versuchte sie in dem Prozess gegen Hans Krüger 1968 gehört zu werden und reiste nach Deutschland. Krüger wurde wegen anderer Morde zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt, in der Gerichtsverhandlung hatte J. G. Burg einen unrühmlichen Auftritt. Die Morde an den Professoren ließen sich nach Ansicht der deutschen Staatsanwaltschaft nicht mehr aufklären.

Für fünfundvierzig Jahre war sie eine nationalpolnische Emigrantin und lebte zunächst in Freiburg in der Schweiz und dann in Rom. Durch die kommunistische Machtergreifung in Polen war ihr als Aristokratin und ehemaliger Großgrundbesitzerin die Rückkehr verwehrt.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Deutschland

Rom, Italien

1945

politische Verfolgung


Werke

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