Lepmann, Jella (Katherine Thomas)

1891, Stuttgart, Deutschland - 1970, Zürich, Schweiz
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Jella Lepman war eine deutsche Journalistin, Autorin und Übersetzerin und die Gründerin der Internationalen Jugendbibliothek in München. Sie wurde als Tochter des Kaufmanns und Fabrikanten Josef Lehmann (1853–1911) und seiner Ehefrau Flora geb. Lauchheimer (1867–1940) in Stuttgart geboren. Sie hatte zwei Schwestern und wuchs in einem gutbürgerlichen, vom liberalen Judentum geprägten Elternhaus auf. Durch die Schwester ihrer Mutter war sie eine Kusine des Soziologen Max Horkheimer. Nach der Schulzeit am Königin-Katharina-Stift verbrachte sie ein Jahr in einem Schweizer Internat in Lutry bei Lausanne. Im Jahr 1913 heiratete sie Gustav Horace Lepman (1877–1922), den Sohn eines deutschstämmigen Amerikaners und Teilhaber einer Bettfedernfabrik in Feuerbach. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor (Anne-Marie geb. 1918, Günther geb. 1921). Gustav Lepman kämpfte während des Ersten Weltkriegs als deutscher Offizier in Frankreich. Er überlebte den Krieg, starb jedoch 1922 an den Folgen seiner Kriegsverletzungen. Er hinterließ eine Lebensversicherung von 100.000 Reichsmark, die durch die Inflation jedoch schnell an Wert verlor.

Lepman, die sich bereits als Jugendliche mit dem Schreiben begonnen hatte, fing als erste weibliche Redakteurin beim liberalen Stuttgarter Neuen Tagblatt an. Sie schrieb gesellschaftspolitische Beiträge und etablierte 1927 die Beilage „Die Frau in Haus, Beruf und Gesellschaft“. Daneben veröffentlichte sie ihr erstes Kinderbuch (Der verschlafene Sonntag, 1927) und ein Theaterstück für Kinder (Der singende Pfennig, 1929). Sie trat der Deutschen Demokratischen Partei (DDP) bei, in der sie führend in der Frauengruppe tätig war. 1929 kandidierte sie an der Seite von Theodor Heuss erfolglos für den Deutschen Reichstag.

Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 verlor Jella Lepman als Jüdin ihre Festanstellung. Bis 1935 wurde sie noch als freie Mitarbeiterin beschäftigt. 1936 emigrierte sie mit ihren beiden Kindern über Italien nach England, wo sie acht Jahre als staatenlose Einwanderin leben sollte. Während ihre Kinder in Internaten untergebracht waren, schlug sie sich mit journalistischen und schriftstellerischen Arbeiten durch. Sie arbeitete als Sekretärin für Anita Warburg, die in London die Emigrationsabteilung der jüdischen Hilfsorganisation Woburn House leitete und Kindertransporte organisierte. Im Auftrag von Olga Schnitzler kopierte Lepman 1938 an der Cambridge University Library Manuskripte aus Arthur Schnitzlers Nachlass. Später arbeitete sie für die BBC und den US-amerikanischen Sender ABSIE (American Broadcasting Station in Europe).

1943 veröffentlichte sie unter dem Pseudonym Katherine Thomas das Buch Women in Nazi Germany, das den Alltag von Frauen und die politische Entwicklung in Deutschland seit dem Ersten Weltkrieg beschreibt. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 kehrte sie als Beraterin der US-Armee für Frauen- und Jugendfragen im Rahmen des „Reeducation“-Programms der amerikanischen Militärregierung nach Deutschland zurück, wo sie zunächst in Bad Homburg, dann in München wohnte. Da sie überzeugt war, dass man beim Wiederaufbau Deutschlands die Hoffnung vor allem in die Kinder zu setzen habe und dass Bücher das beste Mittel seien, um die deutschen Kinder zu Weltoffenheit, Toleranz und Friedensliebe zu erziehen, konzentrierte sie einen erheblichen Teil ihrer Arbeit auf die Förderung der Kinder- und Jugendliteratur.

Sie organisierte 1946 die internationale Ausstellung „Das Jugendbuch“, die im Haus der Kunst in München eröffnet wurde und anschließend an vielen Orten, u. a. in der Württembergischen Landesbibliothek, im Frankfurter Städel und im US Information Center in Berlin zu sehen war. Von 1946 bis 1948 war sie stellvertretende Chefredakteurin der Illustrierten Heute, die von der US-Militärregierung herausgegeben wurde. 1948 gründete sie die „Vereinigung der Freunde der Internationalen Jugendbibliothek“, der u. a. Erich Kästner und Hildegard (Hamm-)Brücher angehörten und die zum Träger der Internationalen Jugendbibliothek wurde. 1951 organisierte sie den internationalen Kongress „International Understanding through Children’s Books“ und regte dabei ein Internationales Kuratorium für das Jugendbuch an, das 1953 in Zürich als International Board on Books for Young People (IBBY) gegründet wurde. Weiterhin initiierte sie 1956 den Hans-Christian-Andersen-Preis und gründete die Zeitschrift „Bookbird“. Anschließend zog sie nach Zürich, wo enge Freunde lebten. Dort starb sie 1970 im Alter von 79 Jahren.

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