Märten, Lu (Luzifer, Raa Bonares, Allan Loeben)

1879, Berlin, Deutschland - 1970, Berlin, Deutschland
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Lu Märten war eine deutsche Publizistin, Schriftstellerin, Kunstkritikerin, sozialistische Theoretikerin und Frauenrechtlerin. Sie wurde als viertes Kind einer Familie eines ehemaligen Berufssoldaten und Eisenbahnbeamten geboren und erlebte eine durch Armut und Krankheit geprägte Kindheit. Alle drei Geschwister und der Vater starben zwischen 1891 und 1905 an Tuberkulose und wenige Jahre darauf auch ihre Mutter. Märten litt an einer chronischen Nierenkrankheit, die erst 1905 operiert wurde. Aufgrund ihrer schwächlichen Verfassung wurde sie zeitweise vom Schulbesuch ausgeschlossen und erarbeitete sich so zu Hause, mit der Hilfe ihres Bruders, ein umfangreiches Wissen in Geschichte, Philosophie, Volkswirtschaft, Ethnologie und Kunstgeschichte. Die in jungen Jahren erlebte Konfrontation mit Krankheit und Tod prägte sie und ihre Art zu schreiben. 

1903 trat sie der SPD bei, weil das Wahlprogramm dem am nächsten kam, was Lu Märten anstrebte: vollständige Gleichberechtigung von Frauen und Männern. Durch ihren jüngeren Bruder und ihren Verlobten Wilhelm Repsold, Bildhauer und Graphiker, kam sie zur Bodenreformbewegung und trat dem Nationalsozialen Verein von Friedrich Naumann bei. In dessen Wochenzeitschrift Die Hilfe wurden Lu Märtens erste Artikel veröffentlicht. Unter dem Einfluss von Naumanns sozialer Ethik schrieb Lu Märten über Kunstproduktion, Arbeitsteilung, Maschinenarbeit und deren Zusammenhänge. Zu jener Zeit arbeitete Märten an den lyrischen Stücken Meine Liedsprache (1906) und dem Schlüsselroman Torso. Das Buch eines Kindes (1909). Lu Märten engagierte sich und wurde Mitglied einer künstlerisch-politischen Gruppe, der auch andere junge Redakteure der Wochenzeitschrift Die Hilfe, wie zum Beispiel Theodor Heuss, angehörten. Auch schrieb Lu Märten Feuilletons, doch diese politisch-kritischen Texte wurden nur von Zeitschriften veröffentlicht, die sich mit der Kultur der Arbeiterklasse befassten, z. B. in Adelheid Popps Wiener Arbeiterinnen-Zeitung und Clara Zetkins Die Gleichheit. Neben den Grundsätzen der Frauenpolitik machte sich Lu Märten die Forderungen der damaligen bürgerlichen Frauenbewegung zu Eigen.

Als Dramatikerin erreicht sie mit dem Einakter Bergarbeiter, eine provokative Wirkung. Mit einem Buch zur Kunstsoziologie (Die wirtschaftliche Lage der Künstler, 1914) und einer Schrift zur Arbeiterkunsterziehung (Ästhetik und Arbeiterschaft, 1914, unveröff.) entwickelte Märten ein Programm für die gewerkschaftliche Organisierung bildender Künstler und den alltäglichen Kunstgebrauch der Arbeiterklasse. Freundschaften entstanden mit Käthe Kollwitz, Johannes R. Becher, Raoul Hausmann, Hannah Höch, Regina Ullmann und Martin Wackernagel. 1918 arbeitete Lu Märten in der russischen Nachrichtenagentur (ROSTA) in Berlin neben Sophie Liebknecht und Eugen Leviné. Seit 1920, als sie auch Mitglied der KPD wurde, wirkte sie in der Publizistik dieser Partei mit kunst- und literaturpolitischen Beiträgen. 1933, als Adolf Hitler an die Macht kam, wurden die Werke von Lu Märten verbrannt.


Ab 1936 war es sehr schwierig für Lu Märten, ihre sozialkritischen Texte zu veröffentlichen. Ihr blieb nichts anderes übrig, als einige Filmskripte zu verfassen. Auch nutzte sie die Gelegenheit, um ihren zweibändigen Roman Yali zu beenden, der allerdings unveröffentlicht blieb. Trotz der schwierigen Umstände bleibt sie ihrer sozialpolitischen Einstellung treu. 1940 begann sie wieder mit dem Schreiben. Sie arbeitete gelegentlich an der preußischen Staatsbibliothek und schrieb Industrie-Chroniken. Nach 1945 versuchte sie an vorherige Erfolge anzuknüpfen, was ihr aber nicht gelang. Ihre Kritiken gelten als veraltet (im Westen als verpönt, im Osten als unorthodox). An die junge Generation richtete Lu Märten ein episch einfach erzähltes Lehrstück, Bürgermeister Tschech und seine Tochter. Erinnerungen an den Vormärz 1844. Lu Märten lebte in West-Berlin und beteiligt sich bis 1961 am kulturellen Leben Ost-Berlins. Ab 1949 erhielt sie von dort zur Ehrung ihres Schaffens eine Ehrenrente. Zuletzt arbeitete sie als Lektorin und half beim Ausbau der Volksbücherei Steglitz mit.

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