Mihaly, Jo (geb. Elfriede Alice Kuhr)

1902, Schneidemühl, Deutschland - 1989, Seeshaupt, Deutschland
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Jo Mihaly war eine Tänzerin, Schauspielerin, Dichterin und Autorin. Sie wurde 1902 als Elfriede Alice Kuhr geboren. Nach ihrer Hochzeit lautete ihr Name Elfriede Steckel. Sie absolvierte eine Ausbildung im klassischen Tanz und wurde Mitglied des Haas-Heye-Balletts Berlin. Von 1923 bis 1925 machte sie Tourneen in Deutschland, Auftritte auch in Varietés und im Zirkus. In der Spielzeit 1925/26 war sie als moderne Tänzerin am Dreistädtetheater Beuthen-Gleiwitz-Hindenburg engagiert.


An der Berliner Volksbühne lernte sie den Schauspieler und Regisseur Leonard Steckel kennen, den sie 1927 heiratete. Mit ihm zusammen wohnte sie zeitweilig in der Berliner Künstlerkolonie. 1928–33 trat sie als Solotänzerin mit eigenen, sozialkritischen Programmen auf, u. a. Die Verfolgung der Juden und Vision des Krieges. Seit 1927 schrieb sie Gedichte und hatte erste Veröffentlichungen in der von Gregor Gog und der Bruderschaft der Vagabunden herausgegebenen Zeitschrift Der Kunde. In der Weimarer Republik führte sie erst selbst ein Vagantenleben und bündelte ihre Erfahrungen 1929 in der Ballade vom Elend, einem Liederbuch in der Tradition eines François Villon oder Erich Mühsam. Politisch engagierte sie sich besonders für die Rechte der Sinti und Roma. 1931–33 war sie Mitglied der „Revolutionären Gewerkschafts-Opposition“, der „Roten Hilfe“ und des „Freidenkerbundes“. 1933 wurde ihre Tochter Anja geboren (Anja Ott, Schauspielerin, † 28. September 2011).


1933 emigrierte sie mit ihrem Mann in die Schweiz und lebte bis 1949 in Zürich. Sie veröffentlichte Feuilletons und Artikel unter Pseudonymen in Schweizer Zeitungen und trat weiter als Tänzerin und Sängerin auf. Mihaly engagierte sich weiter für Flüchtlinge und hatte Kontakt zu Widerstandsgruppen in Deutschland. 1943 wurde sie Mitgründerin und Vorsitzende der Kulturgesellschaft der Emigranten innerhalb der Israelitischen Flüchtlingshilfe in Zürich. Weiterhin war sie Mitgründerin der Freien Deutschen Bewegung in der Schweiz. 1945 wurde sie Gründerin und Sekretärin des Schutzverbandes Deutscher Schriftsteller (SDS) in der Schweiz.Mit Schreiben vom 15. Mai 1946 wurde sie für den ausgeschiedenen Abgeordneten Werner Krauss (KPD) als Vertreterin der Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD) in den Beratenden Landesausschuss Groß-Hessen ernannt.


Von Oktober 1945 bis Juli 1946 arbeitete sie in Frankfurt am Main, wurde von den US-Behörden aber an der Rückkehr in die Schweiz gehindert. Sie gründete die Freie Deutsche Kulturgesellschaft in Frankfurt und war Mitglied der dortigen städtischen Kulturkommission. Ab 1949 arbeitete sie als freie Schriftstellerin in Ascona; sie schrieb Romane, Erzählungen, Gedichte und Jugendbücher.


Eine Gesamtwürdigung ihres verstreuten Werks steht noch aus. Ein umfangreicherer Teil des schriftstellerischen Nachlasses von Jo Mihaly befindet sich bei Thomas B. Schumann, der 2002 in seinem Hürther Verlag „Edition Memoria“ Mihalys Roman Auch wenn es Nacht ist publiziert hat. Ein kleiner Teil befindet sich im P. Walter Jacob-Archiv der Walter A. Berendsohn-Forschungsstelle für deutsche Exilliteratur an der Universität Hamburg. Der tanzkünstlerische Nachlass befindet sich im Deutschen Tanzarchiv Köln.  

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Berlin, Deutschland

Zürich, Schweiz

1933

politische Verfolgung


Werke

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