Zürn, Unica (geb. Nora Berta Ruth Zürn)

1916, Berlin, Deutschland - 1970, Paris, Frankreich
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Unica Zürn war eine deutsche Schriftstellerin und Zeichnerin. Nora Zürn besuchte in Berlin das Gymnasium, das sie jedoch vor der Reifeprüfung verließ. Von 1934 bis 1942 war sie bei der Ufa angestellt, anfangs als Sekretärin und Archivarin, später als Dramaturgin für Werbefilme. 1942 heiratete sie Erich Laupenmühlen, mit dem sie zwei Kinder hatte. 1949 wurde diese Ehe geschieden, der Vater bekam das Sorgerecht zugesprochen.

Von 1949 bis 1955 verdiente sie sich ihren Lebensunterhalt mit dem Verfassen von Geschichten für Berliner Zeitungen. 1953 lernte Zürn den Künstler Hans Bellmer kennen, mit dem sie in der Folge eine enge Beziehung verband. Zürn folgte ihm nach Paris, wo sie anfing zu zeichnen und Anagramme zu verfassen. 1953 und 1957 wurden ihre Zeichnungen in Paris ausgestellt. Ab 1957 unterhielt sie Kontakte zu den Pariser Surrealisten Hans Arp, André Breton, Marcel Duchamp, Max Ernst und Henri Michaux und begann mit der Arbeit an surrealistischen Prosastücken.

Im Jahr 1959 war Unica Zürn Teilnehmerin der documenta II in Kassel in der Abteilung Graphik. Anfang der Sechzigerjahre kam bei ihr eine paranoide Schizophrenie zum Ausbruch. Von 1961 bis 1963 hielt sie sich daher in einer psychiatrischen Klinik in Paris auf, und auch in den folgenden Jahren kam es noch mehrfach zu Krankenhausaufenthalten. Als 1967 die Kestnergesellschaft in Hannover eine Bellmer-Ausstellung zeigte, waren parallel in der dortigen Galerie Brusberg Arbeiten von Unica Zürn zu sehen. Den Sommer 1970 verbrachte sie in der offenen psychiatrischen Klinik Château de la Chesnaie de Chailles. Hier besserte sich ihr Zustand zum ersten Mal seit Ausbruch der Krankheit merklich. Am 18. Oktober wurde sie für ein paar Tage vom Klinikaufenthalt beurlaubt. Am 19. Oktober 1970 beging sie Suizid, durch einen Sprung aus einem Fenster der Wohnung Hans Bellmers. Bellmer starb 1975 vereinsamt in Paris.

Unica Zürns literarisches Werk, das zu Lebzeiten wenig beachtet wurde, besteht zum einen aus autobiografisch geprägter und häufig fragmentarischer Prosa, die vor allem ihre Liebesbeziehungen, ihre Krankheit und deren Behandlung zum Thema hat, zum anderen aus poetischen Texten, von denen ihre 123 Anagramm-Gedichte am bedeutendsten sind. Die bekanntesten Schriften und Kunstwerke von Zürn entstanden zwischen 1950 und 1970. Zürns Umzug nach Paris ermöglichte es ihr, offen über Themenkomplexe wie häusliche Gewalt, Abtreibung und sexuellen Missbrauch zu schreiben. In Deutschland herrschte in dieser Hinsicht ein konservative Haltung vor und Zürn wurde die Publikation ihres Romans verweigert. Der Großteil ihrer späteren Texte folgen Zürns eigenen Lebenserfahrungen.

Zu Zürns visuellen Arbeiten zählen Ölmalerei, Aquarelle, Skizzen, Tintenzeichnungen und Postkarten. Zwar produzierte Zürn einige Malereien in den frühen 1950er Jahren, doch arbeitete sie vor allem mit Tinte, Bleistift und Gouache. Ihre fantastischen, präzise umgesetzten Arbeiten werden bevölkert von imaginären Pflanzen, Chimären und amorphen humanoiden Formen, welche manchmal mehrere Gesichter, die aus ihren verzerrten Körpern hervorgehen, aufweisen. Augen sind dabei allgegenwärtig, und die Zeichnungen sind geprägt von komplizierten und sich wiederholenden Markierungen.

Im Jahr 1953 stellte Zürn erstmals ihre automatischen Zeichnungen in der Galerie „Le Soleil dans la Tête“ in Paris aus.[Brenton, Man Ray, Hans Arp, Joyce Mansour, Victor Brauner und Gaston Bachelard gehörten zu den Künstlern, welche die Ausstellung besuchten. Zürns Arbeiten wurden gut aufgenommen. Doch trotz dieses Erfolgs bewarb Zürn ihre visuellen Arbeiten weiterhin nicht aktiv.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Berlin, Deutschland

Paris, Frankreich

1953

Schwierigkeiten mit der Veröffentlichung ihres Werkes, da sie Tabuthemen oft behandelt


Werke

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