Moosdorf, Johanna

1911, Leipzig, Deutschland - 2000, Berlin, Deutschland
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Johanna Moosdorf war eine deutsche Schriftstellerin. Im Zentrum ihres literarischen Schaffens standen unkonventionelle Frauengestalten sowie der im Alltagsleben noch wenig aufgearbeitete Faschismus. Johanna Moosdorf wuchs in einer Buchdruckerfamilie auf, besuchte die Höhere Mädchenschule in Leipzig und zog nach ihrem Abitur nach Berlin. Dort beschäftigte sie sich mit Literatur und Kunstgeschichte und beschloss, Schriftstellerin zu werden. Sie heiratete 1932 Paul Bernstein (1897–1944), einen der SPD nahestehenden Politikwissenschaftler, der als Dozent für Jugend- und Erwachsenenbildung beschäftigt war. Mit ihm leitete sie in Berlin-Kreuzberg bis zur Schließung im Frühjahr 1933 ein Gewerkschaftsheim. Da ihr Mann Jude und sie nicht Mitglied der Reichsschrifttumskammer war, zog ein Verlag 1933 die Veröffentlichung ihres ersten Lyrikbandes zurück. Zusammen planten sie eine Emigration, die aber durch den Kriegsausbruch nicht mehr zustande kam. 1944 wurde Paul Bernstein nach Theresienstadt deportiert; im KZ Auschwitz wurde er kurz vor dem Kriegsende ermordet. Sie floh mit ihren Kindern in das Sudetenland.

Nach dem Krieg arbeitete Johanna Moosdorf als Kulturredakteurin bei der Leipziger Volkszeitung und wurde Chefredakteurin der Literaturzeitung „März“, die aber 1948 wegen Westtendenzen verboten wurde. Sie arbeitete in einem Braunkohlen-Kombinat und zog 1950 aufgrund eines Hinweises auf drohende politische Verfolgung nach West-Berlin. Seither lebte sie als freie Schriftstellerin. 1963 erhielt sie den renommierten Nelly-Sachs-Preis. Moosdorf war zweimal verheiratet, ihr zweiter Mann starb 1988. Sie konnte in ihren letzten Lebensjahren wegen eines unheilbaren Augenleidens nicht mehr allein das Haus verlassen und nur noch mit Hilfe eines stark vergrößernden Lesegerätes arbeiten und lesen. Vom Literaturbetrieb vergessen und vereinsamt – ihre Kinder waren in die USA ausgewandert – starb sie im Juni 2000 im Alter von fast 89 Jahren an einer Krebserkrankung. Mit dem Roman Jahrhundertträume legte Moosdorf eine exemplarische Autobiographie über das Erleben der Nazizeit vor.

Migrationsweg



Werke

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