Weil, Grete (geb. Dispeker) (B. van Osten)1906, Egern, Deutschland - 1999, Grünwald, Deutschland |
Grete Weil war eine deutsche Schriftstellerin, Übersetzerin, Rezensentin und Fotografin. Sie wurde als Kind des Justizrates Siegfried Dispeker und dessen Ehefrau Isabella. Grete Dispeker wuchs in einem großbürgerlich-liberalen Milieu auf, das mit der literarischen Avantgarde verbunden war. Im Hause Dispeker trafen regelmäßig Intellektuelle und Künstler zusammen. Dem zunehmenden Antisemitismus in Bayern begegnete die Familie mit einem Grundvertrauen in die deutsch-jüdische Symbiose. 1923 jedoch floh ihr Vater mit ihr wegen des Hitler-Putsches in München nach Grainau zu Füßen der Zugspitze, kehrte aber nach dessen Scheitern nach wenigen Tagen wieder nach München zurück. Schon als Kind begann sie mit dem Schreiben. Durch ihre Freundin die Fotografin und Journalistin Doris von Schönthan (1905–1961), gehörte sie zum Freundeskreis um die eng miteinander verbundenen Geschwister Erika und Klaus Mann.1932 heiratete sie einen ihrer beiden Großcousins, den Dramaturg Edgar Weil. Grete Dispeker studierte Germanistik und engagierte sich in einer politisch links orientierten Studentengruppe. Für ihre beabsichtigte Promotion arbeitete sie an ihrer Dissertation über die Entwicklung des Bürgertums am Beispiel des zwischen 1786 und 1827 erscheinenden Journals des Luxus und der Moden, brach dies aufgrund der politischen Umstände jedoch ab und absolvierte stattdessen zwischen Ende 1933 und 1935 eine fotografische Lehre bei dem Portraitfotografen Edmund Wasow (1879–1944) in München.
Ihre erste literarische Arbeit, die autobiographisch geprägte Erzählung Erlebnis einer Reise, schloss Grete Weil 1933 ab. Das Werk spiegelt die Auflehnung der jungen Generation gegen die bürgerlichen Moralvorstellungen am Ende der Weimarer Republik wider, wurde jedoch erst 1999 veröffentlicht. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihr Ehemann im März 1933 willkürlich verhaftet und in so genannte „Schutzhaft“ genommen. Noch im selben Jahr emigrierte Edgar Weil in die Niederlande. Grete Weil folgte ihrem Mann 1935 nach Amsterdam. Das Ehepaar war sich darüber klar, dass es im fremdsprachigen Ausland als Literatin bzw. Dramaturg keine beruflichen Chancen haben würde. Das Pharma-Unternehmen der Familie Weil bildete daher den wirtschaftlichen Rückhalt der beiden. Regelmäßig traf sich das Ehepaar mit seinen ebenfalls in die Niederlande emigrierten Freunden, beispielsweise mit dem Maler Max Beckmann, dem Schriftsteller Albert Ehrenstein und dem Dirigenten Bruno Walter. 1938 erwarb Grete Weil das Fotostudio Edith Schlesinger und führte es für rund dreieinhalb Jahre weiter. In der dort angrenzenden Wohnung lebte sie bis zu ihrem Untertauchen 1943.
Im Spätsommer 1938 verreiste das Ehepaar ins südfranzösische Sanary-sur-Mer, wo Grete Weil über die Sekretärin Lola Humm-Sernau Kontakt zu Lion Feuchtwanger, zu Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel bekam und diese mit ihrer Leica fotografieren durfte Noch kurz vor dem deutschen Überfall auf Polen kamen Edgar und Grete Weil Ende August 1939 von einer gemeinsamen Reise aus der Schweiz nach Amsterdam zurück. Nach der innerhalb von fünf Tagen stattfindenden Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht im Jahr 1940 versuchte das Ehepaar über den Hafen von Ijmuiden einen Fluchtversuch nach Großbritannien, der jedoch scheiterte. Die zügige Ausweitung der Nürnberger Gesetze auf die besetzten Gebiete durch das zuständige Reichskommissariat wirkten sich unmittelbar auch auf die Weils und Dispekers aus. Das Ehepaar plante daher die Ausreise nach Kuba. Während Grete ihr Touristenvisum bereits in den Händen hielt, konnte ihr Ehemann Edgar es am 11. Juni 1941 in Rotterdam abholen. Am Abend darauf wurde er auf offener Straße verhaftet, nach einem Aufenthalt im Internierungs- und Konzentrationslager in den Dünen des nordholländischen Schoorl deportiert und am 17. September 1941 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.
Ihr Fotoatelier durfte Grete Weil als Jüdin nach August 1941 nicht mehr betreiben. Sie nahm Kontakt mit dem niederländischen Widerstand auf und half mit Fotos beim Fälschen von Pässen und Lebensmittelkarten. Als sie schließlich am 29. September 1943 deportiert werden sollte, floh sie ihrem Freund Herbert Meyer-Ricard (1908–1988), der 1944 die antifaschistische und sozialistische Hollandgruppe Freies Deutschland aufbaute. Grete Weil lebte in der Folge versteckt in einem Haus in der Prinsengracht, wo sie sich etwa eineinhalb Jahre lang hinter gefüllten Bücherregalen auf einer Matratze am Boden aufhielt. Dort nahm sie ihre seit 1933 literarische Arbeit wieder auf und arbeitete an einem Edgar Weil gewidmeten Roman über die Deportation Der Weg zur Grenze, der auf ihren Wunsch hin unveröffentlicht blieb. Außerdem schrieb sie dort 1943 das Puppenspiel Weihnachtslegende.
Nach Kriegsende, nachdem sie 1947 als Widerstandskämpferin anerkannt worden war und einen niederländischen Pass erhielt, übersiedelte sie nach Darmstadt, wo sie mit dem dort als Opernregisseur wirkenden Jockisch zusammenlebte und ihn 1961 heiratete. Als Erbin ihres ersten Ehemannes Edgar Weil erhielt sie die pharmazeutische Fabrik (Endopharm) seiner Eltern im Rahmen von Restitutionsansprüchen zurück. Grete Weil setzte sich das literarische Ziel, „gegen das Vergessen anzuschreiben. Ab 1955 lebte sie in Frankfurt am Main, wo sie als Übersetzerin aus dem Englischen und Amerikanischen für den Limes-Verlag in Wiesbaden arbeitete und Beiträge für das Periodikum das neue forum verfasste. 1963 veröffentlichte sie den Roman Tramhalte Beethovenstraat. Erst mit dem Roman Meine Schwester Antigone 1980 stellte sich ihr literarischer Durchbruch ein.
Ihre erste literarische Arbeit, die autobiographisch geprägte Erzählung Erlebnis einer Reise, schloss Grete Weil 1933 ab. Das Werk spiegelt die Auflehnung der jungen Generation gegen die bürgerlichen Moralvorstellungen am Ende der Weimarer Republik wider, wurde jedoch erst 1999 veröffentlicht. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde ihr Ehemann im März 1933 willkürlich verhaftet und in so genannte „Schutzhaft“ genommen. Noch im selben Jahr emigrierte Edgar Weil in die Niederlande. Grete Weil folgte ihrem Mann 1935 nach Amsterdam. Das Ehepaar war sich darüber klar, dass es im fremdsprachigen Ausland als Literatin bzw. Dramaturg keine beruflichen Chancen haben würde. Das Pharma-Unternehmen der Familie Weil bildete daher den wirtschaftlichen Rückhalt der beiden. Regelmäßig traf sich das Ehepaar mit seinen ebenfalls in die Niederlande emigrierten Freunden, beispielsweise mit dem Maler Max Beckmann, dem Schriftsteller Albert Ehrenstein und dem Dirigenten Bruno Walter. 1938 erwarb Grete Weil das Fotostudio Edith Schlesinger und führte es für rund dreieinhalb Jahre weiter. In der dort angrenzenden Wohnung lebte sie bis zu ihrem Untertauchen 1943.
Im Spätsommer 1938 verreiste das Ehepaar ins südfranzösische Sanary-sur-Mer, wo Grete Weil über die Sekretärin Lola Humm-Sernau Kontakt zu Lion Feuchtwanger, zu Alma Mahler-Werfel und Franz Werfel bekam und diese mit ihrer Leica fotografieren durfte Noch kurz vor dem deutschen Überfall auf Polen kamen Edgar und Grete Weil Ende August 1939 von einer gemeinsamen Reise aus der Schweiz nach Amsterdam zurück. Nach der innerhalb von fünf Tagen stattfindenden Besetzung der Niederlande durch die Wehrmacht im Jahr 1940 versuchte das Ehepaar über den Hafen von Ijmuiden einen Fluchtversuch nach Großbritannien, der jedoch scheiterte. Die zügige Ausweitung der Nürnberger Gesetze auf die besetzten Gebiete durch das zuständige Reichskommissariat wirkten sich unmittelbar auch auf die Weils und Dispekers aus. Das Ehepaar plante daher die Ausreise nach Kuba. Während Grete ihr Touristenvisum bereits in den Händen hielt, konnte ihr Ehemann Edgar es am 11. Juni 1941 in Rotterdam abholen. Am Abend darauf wurde er auf offener Straße verhaftet, nach einem Aufenthalt im Internierungs- und Konzentrationslager in den Dünen des nordholländischen Schoorl deportiert und am 17. September 1941 im Konzentrationslager Mauthausen ermordet.
Ihr Fotoatelier durfte Grete Weil als Jüdin nach August 1941 nicht mehr betreiben. Sie nahm Kontakt mit dem niederländischen Widerstand auf und half mit Fotos beim Fälschen von Pässen und Lebensmittelkarten. Als sie schließlich am 29. September 1943 deportiert werden sollte, floh sie ihrem Freund Herbert Meyer-Ricard (1908–1988), der 1944 die antifaschistische und sozialistische Hollandgruppe Freies Deutschland aufbaute. Grete Weil lebte in der Folge versteckt in einem Haus in der Prinsengracht, wo sie sich etwa eineinhalb Jahre lang hinter gefüllten Bücherregalen auf einer Matratze am Boden aufhielt. Dort nahm sie ihre seit 1933 literarische Arbeit wieder auf und arbeitete an einem Edgar Weil gewidmeten Roman über die Deportation Der Weg zur Grenze, der auf ihren Wunsch hin unveröffentlicht blieb. Außerdem schrieb sie dort 1943 das Puppenspiel Weihnachtslegende.
Nach Kriegsende, nachdem sie 1947 als Widerstandskämpferin anerkannt worden war und einen niederländischen Pass erhielt, übersiedelte sie nach Darmstadt, wo sie mit dem dort als Opernregisseur wirkenden Jockisch zusammenlebte und ihn 1961 heiratete. Als Erbin ihres ersten Ehemannes Edgar Weil erhielt sie die pharmazeutische Fabrik (Endopharm) seiner Eltern im Rahmen von Restitutionsansprüchen zurück. Grete Weil setzte sich das literarische Ziel, „gegen das Vergessen anzuschreiben. Ab 1955 lebte sie in Frankfurt am Main, wo sie als Übersetzerin aus dem Englischen und Amerikanischen für den Limes-Verlag in Wiesbaden arbeitete und Beiträge für das Periodikum das neue forum verfasste. 1963 veröffentlichte sie den Roman Tramhalte Beethovenstraat. Erst mit dem Roman Meine Schwester Antigone 1980 stellte sich ihr literarischer Durchbruch ein.
Migrationsweg
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Amsterdam, Niederlande |
1935 |
Judenverfolgung |