Richter, Trude (geb. Erna Barnick)

1899, Magdeburg, Deutschland - 1989, Leipzig, Deutschland
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Trude Richter war eine deutsche Literaturwissenschaftlerin und Schriftstellerin. Sie wurde als Tochter eines Oberpostrates geboren und studierte von 1920 bis 1924 Philosophie, Germanistik und Theologie in Berlin und Frankfurt am Main, bevor sie 1924 promovierte. Danach war sie zunächst als Lehrerin tätig und erwarb 1926 die Lehrbefähigung als Gymnasiallehrerin für Germanistik und Geschichte. Von 1926 bis 1929 was sie Mitglied der SPD, engagierte sich aber zunehmend in einer kommunistischen Studentengruppe. Seit 1926/27 lebte sie mit dem marxistischen Nationalökonomen Hans Günther (1899–1938) in einer Partnerschaft. Sie wurde Mitglied der KPD und lebte ab 1931 in Berlin.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten engagierte sie sich zunächst im Widerstand. 1934 folgte sie ihrem bereits zuvor emigrierten Lebensgefährten Hans Günther und ging in die Sowjetunion. Günther war dort als Mitarbeiter an der Kommunistischen Akademie und als Schriftsteller tätig. Dort vollendete sie ihre Habilitationsschrift und lehrte am Moskauer Pädagogischen Institut für neuere Sprachen. Am 3. November 1936 erhielt sie die sowjetische Staatsbürgerschaft; einen Tag darauf am 4. November wurden sie und ihr Lebensgefährte verhaftet. Nach einem Jahr Untersuchungshaft wurde sie Ende 1937 ohne Prozess zu fünf Jahren Haft in einem der Arbeitslager des Gulag verurteilt, wegen angeblicher konterrevolutionärer trotzkistischer Tätigkeit. Ab August 1938 war sie im Lagergebiet an der Kolyma interniert. Auch Hans Günther befand sich auf dem Weg an die Kolyma, starb jedoch am 10. November 1938 im Durchgangslager Wladiwostok an Typhus.

Trude Richter wurde 1946 aus der Haft entlassen. Von 1946 bis 1949 war sie als Garderobenfrau im Gorki-Theater der Stadt Magadan tätig. Sie half auch bei der Ausstattung der Stücke und im Orchester. Im August 1949 wurde sie erneut verhaftet und nach Ust-Omtschug deportiert und dort der Bergbauverwaltung zugewiesen. Trude Richter versuchte sich zu erhängen. Der Selbstmordversuch scheiterte jedoch. Von 1950 bis 1953 war sie dort als Pianistin im Kulturklub und Fremdsprachenlehrerin in der Erwachsenenbildung tätig. 1953 wurde sie dann aus der Haft entlassen.

Sie kehrte nach Moskau zurück und wurde wieder in die Kommunistische Partei aufgenommen. Eine endgültige Rehabilitierung erfolgte jedoch erst 1956 nach Vermittlung durch Anna Seghers. Trude Richter zog dann in die DDR und lehrte von 1957 bis 1966 am Johannes-R.-Becher-Literaturinstitut in Leipzig. Sie veröffentlichte Beiträge zur sozialistischen Literaturbewegung und begann bereits in den 1960er Jahren, ihre Erfahrungen aus der sowjetischen Lagerhaft niederzuschreiben. 1972 veröffentlichte sie unter dem Titel Die Plakette den ersten Teil ihrer Lebenserinnerungen. Ihre vollständigen Memoiren inklusive der Lagerzeit durfte sie in der DDR jedoch zunächst nicht publizieren. 1987 wurde sie in den Vorstand des Schriftstellerverbandes der DDR aufgenommen. Trude Richter verstarb 1989 und war bis an das Lebensende überzeugte Kommunistin. Postum erschien 1990 noch in der DDR ihr Werk Totgesagt, in welchem auch die Lagerzeit dargestellt wird. 

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Magdeburg, Deutschland

Moskau, Sowjetunion

1934

politische Verfolgung


Werke

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