Schütte-Lihotzky, Margarete1897, Wien, Österreich - 2000, Wien, Österreich |
Margarete Schütte-Lihotzky war eine der ersten Frauen, die in Österreich Architektur studierten und wahrscheinlich die erste Frau, die den Beruf in Österreich umfassend ausübte. Sie lebte und arbeitete einige Jahre in Deutschland und der Sowjetunion. Margarete Lihotzky entstammte einer bürgerlichen Wiener Familie. Grete Lihotzky studierte von 1915 bis 1919 an der k.k. Kunstgewerbeschule. Sie studierte Architektur bei Oskar Strnad und Baukonstruktion bei Heinrich Tessenow. Anfang 1921 arbeitete sie gemeinsam mit Adolf Loos für die Siedlung Friedensstadt am Lainzer Tiergarten. Anschließend plante sie mit Architekt Ernst Egli die Steinhäuser für die Siedlung „Eden“ in Wien 14. Sie beschäftigte sich mit Fragen des Wohnens und der Rationalisierung der Hauswirtschaft und verfasste ihren ersten Artikel. Ab 1922 arbeitete sie im Baubüro des Österreichischen Verbandes für Siedlungs- und Kleingartenwesen. Sie entwarf Siedlerhütten, Siedlerhäuser, entwickelte „Kernhaustypen“, gründete die „Warentreuhand“, eine Beratungsstelle für Wohnungseinrichtung.
Ernst May hatte Lihotzky als Mitarbeiterin von Loos kennengelernt und engagierte sie 1926 an die Typisierungsabteilung, wo der neue Wohnungsbau mit der „Frankfurter Küche“ entwickelt wurde. Diese gilt heute als Prototyp der modernen Einbauküche. Grete Lihotzky entwarf das „Labor einer Hausfrau“, das auf den Grundlagen der „Griff- und Schrittersparnis“ auf minimalem Raum ein Maximum an Ausstattung bietet, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern.
Als die politische und wirtschaftliche Situation in der Weimarer Republik sich verschlechterte, nahm Ernst May, den sie heiratete, mit einer Gruppe von Experten 1930 eine Berufung nach Moskau an. Dabei war Margarete Schütte-Lihotzky als Expertin für Kinderbauten. Die Brigade May war beauftragt, an der Umsetzung des ersten Fünfjahresplanes Stalins für die Sowjetunion mitzuwirken, indem sie sozialistische Städte plante. Die Planzahl sah 200.000 Einwohner in den nächsten Jahren vor, von denen die Mehrheit in der Stahlindustrie arbeiten sollte. Hier entwarf sie u. a. den Kindergarten.
1933 stellte Schütte-Lihotzky ihre Arbeit bei der Weltausstellung in Chicago aus. 1934 unternahm sie Studien- und Vortragsreisen nach Japan und China. Bis 1937 blieb Schütte-Lihotzky in der Sowjetunion. 1937 verließ das Ehepaar Schütte die Sowjetunion und reiste nach Paris. 1938 übersiedelte Schütte-Lihotzky mit ihrem Ehemann nach Istanbul, wo sie die Möglichkeit hatten, an der „Akademie der Schönen Künste“ zu unterrichten und zu arbeiten. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges war Istanbul ein sicherer Ort für emigrierte Europäer, darunter Künstler und Architekten wie Bruno Taut und Clemens Holzmeister. In Istanbul traf Schütte-Lihotzky auch Herbert Eichholzer, einen österreichischen Architekten, der bemüht war, eine kommunistische Widerstandsgruppe gegen das Naziregime zu organisieren.
Schütte-Lihotzky trat 1939 der österreichischen kommunistischen Partei (KPÖ) bei und reiste im Dezember 1940 nach Wien, um mit der österreichischen kommunistischen Widerstandsbewegung in geheime Verbindung zu treten. Obwohl für Schütte-Lihotzky die Todesstrafe beantragt war, verurteilte sie der 2. Senat am 22. September 1942 zu 15 Jahren Zuchthaus. Schütte-Lihotzky kam ins Frauenzuchthaus nach Aichach, Bayern, aus dem sie 1945 von kanadischen Truppen befreit wurde.
Nach dem Krieg arbeitete sie zuerst in Sofia (Bulgarien); 1947 kehrten sie und ihr Mann Wilhelm Schütte nach Wien zurück, wo sie jedoch wegen ihrer politischen Ansichten – sie blieb Kommunistin – kaum öffentliche Aufträge erhielt. 1951 trennte sie sich von ihrem Ehemann Wilhelm Schütte. Sie plante zahlreiche Ausstellungen, arbeitete an Privataufträgen, für internationale Organisationen und für die Frauen- und Friedensbewegung. Sie unternahm Studienreisen, war publizistisch tätig und arbeitete als Beraterin für die Volksrepublik China, Kuba und die DDR. Sehr spät wurden ihre Werke in Österreich öffentlich anerkannt. Bei der Aufarbeitung ihres Nachlasses wurde ein unveröffentlichtes Manuskript gefunden. Dieser Text erschien 2004 als Buch unter dem Titel Warum ich Architektin wurde. Der Nachlass Margarete Schütte-Lihotzkys wurde auf Wunsch der Architektin dem Archiv der Universität für Angewandte Kunst Wien übergeben und ist dort für Studienzwecke zugänglich.
Ernst May hatte Lihotzky als Mitarbeiterin von Loos kennengelernt und engagierte sie 1926 an die Typisierungsabteilung, wo der neue Wohnungsbau mit der „Frankfurter Küche“ entwickelt wurde. Diese gilt heute als Prototyp der modernen Einbauküche. Grete Lihotzky entwarf das „Labor einer Hausfrau“, das auf den Grundlagen der „Griff- und Schrittersparnis“ auf minimalem Raum ein Maximum an Ausstattung bietet, um den Frauen die Arbeit zu erleichtern.
Als die politische und wirtschaftliche Situation in der Weimarer Republik sich verschlechterte, nahm Ernst May, den sie heiratete, mit einer Gruppe von Experten 1930 eine Berufung nach Moskau an. Dabei war Margarete Schütte-Lihotzky als Expertin für Kinderbauten. Die Brigade May war beauftragt, an der Umsetzung des ersten Fünfjahresplanes Stalins für die Sowjetunion mitzuwirken, indem sie sozialistische Städte plante. Die Planzahl sah 200.000 Einwohner in den nächsten Jahren vor, von denen die Mehrheit in der Stahlindustrie arbeiten sollte. Hier entwarf sie u. a. den Kindergarten.
1933 stellte Schütte-Lihotzky ihre Arbeit bei der Weltausstellung in Chicago aus. 1934 unternahm sie Studien- und Vortragsreisen nach Japan und China. Bis 1937 blieb Schütte-Lihotzky in der Sowjetunion. 1937 verließ das Ehepaar Schütte die Sowjetunion und reiste nach Paris. 1938 übersiedelte Schütte-Lihotzky mit ihrem Ehemann nach Istanbul, wo sie die Möglichkeit hatten, an der „Akademie der Schönen Künste“ zu unterrichten und zu arbeiten. Am Vorabend des Zweiten Weltkrieges war Istanbul ein sicherer Ort für emigrierte Europäer, darunter Künstler und Architekten wie Bruno Taut und Clemens Holzmeister. In Istanbul traf Schütte-Lihotzky auch Herbert Eichholzer, einen österreichischen Architekten, der bemüht war, eine kommunistische Widerstandsgruppe gegen das Naziregime zu organisieren.
Schütte-Lihotzky trat 1939 der österreichischen kommunistischen Partei (KPÖ) bei und reiste im Dezember 1940 nach Wien, um mit der österreichischen kommunistischen Widerstandsbewegung in geheime Verbindung zu treten. Obwohl für Schütte-Lihotzky die Todesstrafe beantragt war, verurteilte sie der 2. Senat am 22. September 1942 zu 15 Jahren Zuchthaus. Schütte-Lihotzky kam ins Frauenzuchthaus nach Aichach, Bayern, aus dem sie 1945 von kanadischen Truppen befreit wurde.
Nach dem Krieg arbeitete sie zuerst in Sofia (Bulgarien); 1947 kehrten sie und ihr Mann Wilhelm Schütte nach Wien zurück, wo sie jedoch wegen ihrer politischen Ansichten – sie blieb Kommunistin – kaum öffentliche Aufträge erhielt. 1951 trennte sie sich von ihrem Ehemann Wilhelm Schütte. Sie plante zahlreiche Ausstellungen, arbeitete an Privataufträgen, für internationale Organisationen und für die Frauen- und Friedensbewegung. Sie unternahm Studienreisen, war publizistisch tätig und arbeitete als Beraterin für die Volksrepublik China, Kuba und die DDR. Sehr spät wurden ihre Werke in Österreich öffentlich anerkannt. Bei der Aufarbeitung ihres Nachlasses wurde ein unveröffentlichtes Manuskript gefunden. Dieser Text erschien 2004 als Buch unter dem Titel Warum ich Architektin wurde. Der Nachlass Margarete Schütte-Lihotzkys wurde auf Wunsch der Architektin dem Archiv der Universität für Angewandte Kunst Wien übergeben und ist dort für Studienzwecke zugänglich.
Migrationsweg
Migration aus | Migration nach | Jahr | Grund |
---|---|---|---|
Paris, Frankreich |
Istanbul, Türkei |
1938 |
Politische Verfolgung |
Moskau, Sowjetunion |
Paris, Frankreich |
1937 |
politische Verfolgung |
Wien, Österreich |
Moskau, Sowjetunion |
1930 |
politisches Klima |
Werke
- Soziale Architektur. Zeitzeugin eines Jahrhunderts (1996).
- Erinnerungen aus den Widestand, 1938-1945 (1985).