Levinsohn, Thea

1907, Essen, Deutschland - 2005, Frankfurt, Deutschland
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Thea Wolf absolvierte die Ausbildung zur Krankenschwestersie von 1927 bis 1929 am jüdischen Krankenhausin in Frankfurt/ M. Ihre Eltern waren anfangs von ihrer Berufswahl keineswegs erfreut. Nach der Ausbildung arbeitete sie dort bis 1932 im Israelitischen Gemeindehospital. Dann ging sie nach Alexandria in Ägypten, wo sie als Operations- und Narkoseschwester am neuen Krankenhaus der Jüdischen Gemeinde tätig war. Geplant war, dass sie dort zwei Jahre bleiben sollte, es wurden dann insgesamt sechzehn Jahre.

1934 besuchte Thea Wolf nocheinmal ihre Familie in Essen. Es war das letzte Mal, dass sie sie sah. Ihre Schwester Alice flüchtete 1936 aus Deutschland nach Holland. Die Schwester war schwanger und in Deutschland wegen sogenannter Rassenschande angeklagt. Thea Wolf gelang es, durch einen Geldbetrag an die niederländische Botschaft ein Bleiberecht für die Schwester in Holland zu erwirken. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Holland wurden Alice und ihr 4-jähriger Sohn nach Auschwitz deportiert und ermordet. Auch die Eltern von Thea Wolf entgingen dem Naziterror nicht. Die Krankenschwester schaffte es nicht, ihnen ein legales Einreisevisum nach Ägypten zu beschaffen. Ihre Eltern wurden nach Lodz deportiert, wo der Kontakt zur Tochter abbrach.

1937 wurde Thea Wolf auch in Ägypten direkt vom Nationalsozialismus eingeholt. Die dort lebenden deutschen Juden bekamen in ihren Pässen den Stempel „J“ und musssten den Namenszusatz Sarah oder Israel führen. Andererseits geriet Thea Wolf als Deutsche ins Visier der englischen Polizei. Sie sollte als Spionin verhaftet werden, was aber Verwandte von König Faruk verhindern konnten. Nach dem Hitler-Mussolini-Pakt 1939 wurde Alexandria Nacht für Nacht zwei Jahre lang bombardiert. Das jüdische Krankenhaus nahm verwundete Soldaten und Zivilisten auf, ungeachtet der Nationalität oder Religion.

Im gleichen Jahr erschien ein junger deutscher Seemann im Krankenhaus. An Bord seines Schiffes waren dreizehn jüdische Menschen, die aus Deutschland vor den Nazis geflohen waren. Sie sollten zurücktransportiert werden, da ihnen die Einreise verweigert worden war. Eine ernsthafte Epidemie an Bord könnte zunächst die Abreise des Schiffes verhindern. Man beschloss, den Flüchtlingen eine Überdosis Schlaftabletten zu verabreichen, um den Eindruck zu vermitteln, dass sie sich im Koma befänden. Es gelang, die Flüchtlinge vom Schiff zu holen.

Da ihnen von den englischen Behörden nachwievor ein Einreisevisum nach Palästina verwehrt wurde, mussten sie illegal weiterkommen. Unter Mitarbeit der lokalen Polizei brachte man sie auf ein Fischerboot, dass sie weiter transportieren sollte. Schwester Thea Wolf organisierte mit die Weiterfahrt, begleitete die Flüchtlinge an Bord und sorgte für ausreichend Verpflegung und andere notwendige Dinge. Abenteuerlich, denn beinahe wären sie durch die Engländer unterwegs gefasst worden, gelangten die Menschen nach Tel Aviv und waren gerettet. Ohne Thea Wolfs Hilfe wären sie nach Deutschland zurückgekommen und vermutlich umgebracht worden. Immer wieder gelang es Thea Wolf, durch ähnliche verwegene und riskante Aktionen mit Hilfe ägyptischer Beamte Flüchtlinge zu schützen.

Thea Wolf wurde staatenlos, weil die Nazis den Juden die deutsche Staatsangehörigkeit aberkannten. Dadurch konnte sie nur unter größten Schwierigkeiten aus Ägypten ausreisen. Sie wollte nach Israel, um angesichts des Holocaust und den ermordeten Familienangehörigen einen sicheren Ort für Verfolgte und das Judentum mitaufzubauen. In Israel ging Thea Wolf nach Tiberias, wo etwa 12000 arabische Einwohner und einige hundert jüdische Familien friedlich miteinander lebten. Sie wurde am 1.4.1947 die Oberschwester der Operationsabteilung im damaligen Schweizer Hospital.

Nach Ausbruch des Unabhängigkeitskrieges änderte sich das Zusammenleben schlagartig, wurden aus guten Nachbarn Feinde. Thea Wolf hatte aus Ägypten Angebote, dorthin zurückzukehren, um so dem Krieg zu entkommen und sich in Sicherheit zu bringen. Sie blieb. Im Jahre 1950 heiratete Thea Wolf den Witwer Dr. Joseph-Julius Levinsohn und beendete ihre Pflegetätigkeit.

Das Ehepaar zog 1954 nach Essen zurück, wo Dr. Levinsohn als Rechtsanwalt tätig war. Nach dem Tod ihres Ehemanns ging Thea Levinsohn 1964 zurück nach Israel. In Jerusalem arbeitete sie dort bis zu ihrer Pensionierung 1977 als Regierungsangestellte im Verteidigungsministerium. Doch weiterhin blieb sie sozial engagiert.

Dann zog sie wieder nach Deutschland zu den letzten noch lebenden Verwandten in Iserlohn. Über 50 ihrer Angehörigen hatten den Naziterror nicht überlebt. Sie starb 2005 in Frankfurt.

Migrationsweg



Werke

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