Sternheim, Mopsa

1905, Düsseldorf, Deutschland - 1954, Paris, Frankreich
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Dorothea „Mopsa“ Sternheim war eine deutsche Bühnenbildnerin, Kostümbildnerin und Widerstandskämpferin in Frankreich. In den 1920er Jahren vor ihrer Emigration nach Paris entwarf sie Kostüme und Bühnenbilder für Stücke von Carl Sternheim und Klaus Mann. Wegen ihrer Zugehörigkeit zur Résistance war sie im KZ Ravensbrück inhaftiert. Sie war die Tochter des Dramatikers Carl Sternheim (1878–1942) und der Schriftstellerin Thea Sternheim (1883–1971), die zur Zeit von Dorotheas Geburt mit Artur Löwenstein verheiratet war, der das Kind anerkannte. Bei der Ehescheidung der Löwensteins 1906 blieben Mopsa und ihre ältere Schwester Agnes zunächst bei ihm, bei dessen Wiederverheiratung kam sie 1912 zur Mutter, die inzwischen Sternheim geheiratet und den Sohn Klaus Sternheim (1908–1946) geboren hatte.

Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wich sie in die neutralen Niederlande aus, 1919 ging sie nach Uttwil in die Schweiz, von 1922 bis 1924 lebten die Sternheims bei Dresden. Mopsa Sternheim erhielt von Hauslehrern und ihrer Mutter Schulunterricht. Sie las schon als Kind Kleist, Dostojewski, Tolstoj und Schiller. In der Zeit nach Kriegsende stellte Carl Sternheim seiner Tochter sexuell nach, während ihre an Depressionen leidende Mutter bemüht war, die Ehe formal zu retten.

Mopsa Sternheim nahm 1923 eine Ausbildung im Zeichnen an der Kunstakademie Dresden auf. Durch ihren Vater erhielt sie den Auftrag für das Bühnenbild und die Kostüme einer Inszenierung seines Theaterstücks Der Nebbich in Berlin. 1924 begann sie eine Lehre zur Kostüm- und Bühnenbildnerin am Theater Köln. Sie schloss Freundschaft mit Klaus Mann, Erika Mann und Manns Verlobter, der Schauspielerin Pamela Wedekind. Sternheim war 1925 für Kostüme und das Bühnenbild für Klaus Manns Anja und Esther verantwortlich und 1927 für die Revue zu Vieren. In beiden Inszenierungen unter der Regie von Gustaf Gründgens trat Pamela Wedekind auf.

Mopsa Sternheim hatte eine kurze intensive Affäre mit dem Dichter Gottfried Benn, einem Freund ihrer Eltern, den sie schon zur Zeit des Ersten Weltkrieges kennengelernt hatte. Ab 1926 lebte sie überwiegend in Berlin. Seit sie nach einem Motorradunfall 1927 mit dem Schmerzmittel Eukodal behandelt worden war, wurde sie von der Droge abhängig und blieb es trotz Entziehungskuren lebenslang. Nach kurzen Affären mit Frauen lebte sie eine Zeit lang mit der Schriftstellerin Ruth Landshoff-Yorck zusammen, die sie mit Annemarie Schwarzenbach bekannt machte. Ihre Freundschaft mit Pamela Wedekind endete, als diese sich 1927 mit Carl Sternheim verlobte, nachdem Carl und Thea Sternheim endlich geschieden waren. Im Januar 1928 lernte sie den homosexuellen surrealistischen Schriftsteller René Crevel kennen. Er machte ihr einen Heiratsantrag. Doch sie entschied sich für den österreichischen Maler Rudolph von Ripper. Crevel sollte mit ihnen in Berlin eine Wohnung teilen. Durch die Ehe mit Ripper erhielt sie die österreichische Staatsbürgerschaft. Sie verbrachte mit ihm mehrmonatige Aufenthalte in Österreich, bevor er nach England emigrierte. René Crevel blieb ihr Freund bis er 1935 durch Suizid mittels Gas starb.

Nach der Machtübergabe an die Nationalsozialisten emigrierte sie Anfang 1933, wie schon zuvor ihre Mutter, nach Paris. Sternheim engagierte sich in der kommunistischen Flüchtlingshilfe. Sie schrieb antifaschistische Zeitungsartikel. Nach dem Anschluss Österreichs Anfang 1938 galt sie in Frankreich als Reichsdeutsche und bekam nur noch eine zeitlich begrenzte Aufenthaltsgenehmigung. Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges im September 1939 zog Mopsa Sternheim zu ihrer Mutter, da sie sich mit Gelegenheitsübersetzungen finanziell nicht mehr über Wasser halten konnte, auch infolge ihrer Drogenabhängigkeit. Im Januar 1941 wurde aus dem Deutschen Reich ausgebürgert, was Mopsa Sternheims Aufenthalt im deutsch besetzten Frankreich zusätzlich erschwerte, da sie nun als staatenlos galt.

Anfang 1942 schloss sie sich einer Widerstandsgruppe der Résistance an. 1943 verhaftete die Gestapo Sternheim und folterte sie. Anschließend wurde sie im Gefängnis Fresnes inhaftiert, kam 1944 zunächst ins Sammellager Compiègne und wurde von dort in das KZ Ravensbrück überstellt. Am 23. April 1945 evakuierte das Schwedische Rote Kreuz etwa siebentausend Frauen aus dem Lager und brachte sie nach Schweden, darunter Sternheim. Nach Kriegsende war sie ab Juni 1945 wieder bei ihrer Mutter in Paris, wo die beiden unter großen Geldnöten litten. Im Winter 1953/1954 erkrankte Sternheim an Krebs. Die Schmerzmittel schlugen nach der jahrzehntelangen Gewöhnung an Morphinpräparate nicht mehr an. Sie starb mit 49 Jahren.

Mopsa Sternheim schrieb ab ihrem dreizehnten Lebensjahr bis zum Lebensende Tagebuch. Auszüge daraus und Briefe wurden erstmals 2004 veröffentlicht. Ihre Tagebuchaufzeichnungen über Ravensbrück, zum Teil auf Französisch verfasst, sind erhalten sowie auch ein Porträt, das sie von der internierten jüdischen Résistance-Kämpferin Odette Fabius gezeichnet hat.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Berlin, Deutschland

Paris, Frankreich

1933

politische Verfolgung


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