Berend-Corinth, Charlotte1880, Berlin, Deutschland - 1967, New York, USA |
Deutsche Malerin, Lithographin, Buchillustratorin und Autorin der Moderne. Sie war zudem Schülerin, Ehefrau und häufiges Modell des Malers Lovis Corinth.
Ab 1908 präsentierte sie ihre eigenen Werke in Ausstellungen der Berliner Secession, konzentrierte sich jedoch vor allem auf ihre Familie und die Karriere ihres Ehemanns. Nach dem Tod von Lovis Corinth war sie in Deutschland und nach ihrer Emigration auch in den USA als Künstlerin erfolgreich. Sie schrieb zudem mehrere Bücher und stellte 1958 das Werkverzeichnis Die Gemälde von Lovis Corinth zusammen, das bis heute als Standard genutzt wird.
Charlotte Berend wurde als zweite Tochter des jüdischen Baumwollimporteurs Ernst Berend und seiner Frau Hedwig, geborene Gumpertz, in der Berliner Kochstraße geboren. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Alice Berend (1875–1938), die später als Schriftstellerin bekannt wurde, ging Charlotte auf die öffentliche Charlottenschule nahe dem Magdeburger Platz. Auf der Schule erhielt sie ihren ersten Zeichenunterricht bei Eva Stort, einer Privatschülerin von Max Liebermann und Karl Stauffer-Bern, und wollte nach ihrem Schulabschluss selbst Malerin werden. Obwohl anfänglich dagegen, willigte ihr Vater aufgrund der zeichnerischen Begabung von Charlotte in ein Kunststudium seiner Tochter ein. 1898 absolvierte sie die Prüfung für die Aufnahme an der Königlichen Kunstschule zu Berlin in der Klosterstraße 75, die als „Vorschule“ der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin diente. Sie studierte dort bei Maximilian Schäfer und Ludwig Manzel. Ein Jahr später wurde sie in die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums aufgenommen und führte ihre Studien fort. Am 28. Februar erschoss sich ihr Vater, da er bei Börsenspekulationen sowohl sein eigenes Vermögen verloren wie auch treuhänderische Gelder veruntreut hatte. Hedwig Berend zog mit ihren beiden Töchtern in eine kleine Wohnung am Halensee, Charlotte musste ihr teures Studium beenden.
Ab 1901 nahm Charlotte Berend als erste Schülerin Unterricht bei Lovis Corinth, der eine private „Malschule für Weiber“ gegründet hatte. Wie viele Frauen in der Kunst war Charlotte Berend gleichzeitig Malerin, Muse und Modell, teilweise auch Aktmodell. Sie stand ihm ab 1902 regelmäßig als Modell zur Verfügung, wobei das erste Bild Porträt Charlotte Berend im weißen Kleid ein Vollporträt in einem hellen Kleid mit dunkler Schärpe war. Im gleichen Jahr begleitete sie ihn allein zu einer Studienreise nach Horst in Pommern, dem heutigen Niechorze. Während des Aufenthaltes in Horst vertiefte sich die Beziehung von Lovis Corinth und Charlotte Berend und sie wurden ein Liebespaar. Charlotte Berend beschrieb in ihren Lebenserinnerungen Mein Leben mit Lovis Corinth, wie sie beide engumschlungen auf einem Steg saßen und sie ihm die Geschichte ihres ersten Heiratsantrags erzählte.
Am 23. März 1904 fand die Hochzeit zwischen Lovis Corinth und Charlotte statt, wobei sie den Doppelnamen Berend-Corinth annahm. Die Malerkarriere seiner Frau wurde von Lovis Corinth nur wenig unterstützt, während er zu dieser Zeit einer der bekanntesten Maler der Berliner Secession wurde. 1906 wurde Charlotte Berend-Corinth ebenfalls Mitglied der Berliner Secession und stellte 1908 ihre ersten Bilder aus. Das erste von ihr gezeigte Gemälde Die schwere Stunde beeindruckte sowohl das Publikum wie die Fachpresse, sie konzentrierte sich jedoch in der Zeit vor allem auf die Familie und darauf, als Modell für ihren Mann zur Verfügung zu stehen. Nach der Abspaltung der Neuen Secession blieb sie weiterhin in der zu dem Zeitpunkt von Lovis Corinth geleiteten Secession. Von 1924 bis 1932 war sie dort im Vorstand aktiv. Ab 1909 begann sie mit verschiedenen grafischen Arbeiten in Form von lithographischen Mappenwerken und ersten Buchillustrationen.
Nach dem ersten Schlaganfall Lovis Corinths 1911 unterbrach sie ihre Arbeiten und pflegte ihren Ehemann. Er starb am 17. Juli 1925 im Alter von 67 Jahren. Nach seinem Tod stellte Berend-Corinth ihre eigenen Kunstprojekte zurück und widmete sich zunächst vor allem der Sichtung und Ordnung seines Nachlasses. Im Jahr 1926 veröffentlichte sie die von ihr redigierte Autobiographie ihres verstorbenen Ehemannes. Zudem organisierte sie die erste Gedächtnisausstellung in der Alten Nationalgalerie im selben Jahr und begann mit den Arbeiten an dem Werkverzeichnis seiner Gemälde.
Seit 1924 gehörte sie dem Vorstand der Secession an und war auch Jurymitglied für die Kunstausstellungen. Mit ihren Mappenwerken und Buchillustrationen für Max Pallenberg, Fritzi Massary und Valeska Gert unterstützte sie in den 1920er Jahren häufig Personen des Berliner Theaterlebens. Sie porträtierte unter anderen Michael Bohnen, Werner Krauß, Paul Bildt und Paul Graetz. Im Jahr 1927 eröffnete sie eine Schule für angehende Maler. Sie unternahm in der Folge eine Reihe von Reisen zu Studienzwecken nach Italien, in die Türkei, nach Ägypten und nach Dänemark. Den größten Teil der dreißiger Jahre war sie, mit kurzen Unterbrechungen, in Italien wohnhaft. Dort entwickelte sie ihren sehr eigenen Stil der Landschafts-Aquarellmalerei, mit dem sie auch zu amerikanischen Ausstellungen eingeladen wurde.
1936 hatte sie ihre ersten Kollektivausstellungen in den USA, unter anderem in New York, Davenport und Scranton. Außerdem wurde sie zu internationalen Ausstellungen des Carnegie Institute in Pittsburgh, einer Galerie in New York, eingeladen.
In der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte sie 1939 als Jüdin von der Schweiz aus in die Vereinigten Staaten, wo ihr Sohn Thomas bereits seit 1931 in New York ansässig war. Sie blieb allerdings nur wenige Monate in New York, zog dann nach Santa Barbara in Kalifornien. Dort lebte sie von 1940 bis 1943, schloss enge Freundschaft mit Donald Bear, dem Direktor des Santa Barbara Museum of Art, und malte zahlreiche kalifornische Landschaften. 1943 zog sie zurück nach New York und blieb dort; auch ihre Tochter Wilhelmine und deren Mann, die den Zweiten Weltkrieg in Hamburg überlebt hatten – Wilhelmine war vom NS-Regime als sogenannter jüdischer Mischling mit einem Berufsverbot belegt worden –, zogen 1948 dorthin. Berend-Corinths Arbeiten bestanden seitdem vor allem aus Landschaftsaquarellen, Stillleben und Porträts, und sie konnte zahlreiche Ausstellungen in amerikanischen Privatgalerien und Museen veranstalten.
1948 veröffentlichte sie ihr autobiografisches Buch Mein Leben mit Lovis Corinth, das sie bereits 1937 abgeschlossen hatte. 1950 folgte die Schrift Als ich ein Kind war, in der sie ihre Jugend in Berlin reflektierte. Im Folgejahr sowie 1952, 1954 und 1958 reiste sie nach Europa, unter anderem auch nach Deutschland und Österreich. 1956 führte sie eine Kreuzfahrt mit der Tochter zu den Karibischen Inseln. Im selben Jahr stellte sie etwa 40 eigene Aquarelle im Kunstamt Berlin-Reinickendorf aus, diese Bilder wurden anschließend auch im Hamburger Künstlerclub „Die Insel“ gezeigt. Im Jahr 1959 nahm sie mit über 20 Aquarellen an einer Gruppenausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München teil.
1958 veröffentlichte sie zum 100. Geburtstag Lovis Corinths das Werkverzeichnis Die Gemälde von Lovis Corinth, welches bis heute als Standardwerk betrachtet wird und 1992 von Béatrice Hernad nachbearbeitet wurde. Sie reiste nach Deutschland und veröffentlichte noch im selben Jahr ein weiteres Erinnerungsbuch mit dem Titel Lovis. 1960 und 1961 hatte sie erneut eine Reihe von Ausstellungen in amerikanischen und deutschen Privatgalerien.
Charlotte Berend-Corinth starb am 10. Januar 1967 in New York City. Noch im selben Jahr wurden ihre Werke in der Ostberliner Nationalgalerie gezeigt; sie hatte an der Konzeption der Ausstellung noch mitgewirkt, die durch ihren Tod zur Gedächtnisausstellung wurde. 2016 wurden einige ihrer Gemälde im Stadtmuseum Berlin in der Gemeinschaftsausstellung Berlin – Stadt der Frauen gezeigt.
Ab 1908 präsentierte sie ihre eigenen Werke in Ausstellungen der Berliner Secession, konzentrierte sich jedoch vor allem auf ihre Familie und die Karriere ihres Ehemanns. Nach dem Tod von Lovis Corinth war sie in Deutschland und nach ihrer Emigration auch in den USA als Künstlerin erfolgreich. Sie schrieb zudem mehrere Bücher und stellte 1958 das Werkverzeichnis Die Gemälde von Lovis Corinth zusammen, das bis heute als Standard genutzt wird.
Charlotte Berend wurde als zweite Tochter des jüdischen Baumwollimporteurs Ernst Berend und seiner Frau Hedwig, geborene Gumpertz, in der Berliner Kochstraße geboren. Gemeinsam mit ihrer älteren Schwester Alice Berend (1875–1938), die später als Schriftstellerin bekannt wurde, ging Charlotte auf die öffentliche Charlottenschule nahe dem Magdeburger Platz. Auf der Schule erhielt sie ihren ersten Zeichenunterricht bei Eva Stort, einer Privatschülerin von Max Liebermann und Karl Stauffer-Bern, und wollte nach ihrem Schulabschluss selbst Malerin werden. Obwohl anfänglich dagegen, willigte ihr Vater aufgrund der zeichnerischen Begabung von Charlotte in ein Kunststudium seiner Tochter ein. 1898 absolvierte sie die Prüfung für die Aufnahme an der Königlichen Kunstschule zu Berlin in der Klosterstraße 75, die als „Vorschule“ der Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums Berlin diente. Sie studierte dort bei Maximilian Schäfer und Ludwig Manzel. Ein Jahr später wurde sie in die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums aufgenommen und führte ihre Studien fort. Am 28. Februar erschoss sich ihr Vater, da er bei Börsenspekulationen sowohl sein eigenes Vermögen verloren wie auch treuhänderische Gelder veruntreut hatte. Hedwig Berend zog mit ihren beiden Töchtern in eine kleine Wohnung am Halensee, Charlotte musste ihr teures Studium beenden.
Ab 1901 nahm Charlotte Berend als erste Schülerin Unterricht bei Lovis Corinth, der eine private „Malschule für Weiber“ gegründet hatte. Wie viele Frauen in der Kunst war Charlotte Berend gleichzeitig Malerin, Muse und Modell, teilweise auch Aktmodell. Sie stand ihm ab 1902 regelmäßig als Modell zur Verfügung, wobei das erste Bild Porträt Charlotte Berend im weißen Kleid ein Vollporträt in einem hellen Kleid mit dunkler Schärpe war. Im gleichen Jahr begleitete sie ihn allein zu einer Studienreise nach Horst in Pommern, dem heutigen Niechorze. Während des Aufenthaltes in Horst vertiefte sich die Beziehung von Lovis Corinth und Charlotte Berend und sie wurden ein Liebespaar. Charlotte Berend beschrieb in ihren Lebenserinnerungen Mein Leben mit Lovis Corinth, wie sie beide engumschlungen auf einem Steg saßen und sie ihm die Geschichte ihres ersten Heiratsantrags erzählte.
Am 23. März 1904 fand die Hochzeit zwischen Lovis Corinth und Charlotte statt, wobei sie den Doppelnamen Berend-Corinth annahm. Die Malerkarriere seiner Frau wurde von Lovis Corinth nur wenig unterstützt, während er zu dieser Zeit einer der bekanntesten Maler der Berliner Secession wurde. 1906 wurde Charlotte Berend-Corinth ebenfalls Mitglied der Berliner Secession und stellte 1908 ihre ersten Bilder aus. Das erste von ihr gezeigte Gemälde Die schwere Stunde beeindruckte sowohl das Publikum wie die Fachpresse, sie konzentrierte sich jedoch in der Zeit vor allem auf die Familie und darauf, als Modell für ihren Mann zur Verfügung zu stehen. Nach der Abspaltung der Neuen Secession blieb sie weiterhin in der zu dem Zeitpunkt von Lovis Corinth geleiteten Secession. Von 1924 bis 1932 war sie dort im Vorstand aktiv. Ab 1909 begann sie mit verschiedenen grafischen Arbeiten in Form von lithographischen Mappenwerken und ersten Buchillustrationen.
Nach dem ersten Schlaganfall Lovis Corinths 1911 unterbrach sie ihre Arbeiten und pflegte ihren Ehemann. Er starb am 17. Juli 1925 im Alter von 67 Jahren. Nach seinem Tod stellte Berend-Corinth ihre eigenen Kunstprojekte zurück und widmete sich zunächst vor allem der Sichtung und Ordnung seines Nachlasses. Im Jahr 1926 veröffentlichte sie die von ihr redigierte Autobiographie ihres verstorbenen Ehemannes. Zudem organisierte sie die erste Gedächtnisausstellung in der Alten Nationalgalerie im selben Jahr und begann mit den Arbeiten an dem Werkverzeichnis seiner Gemälde.
Seit 1924 gehörte sie dem Vorstand der Secession an und war auch Jurymitglied für die Kunstausstellungen. Mit ihren Mappenwerken und Buchillustrationen für Max Pallenberg, Fritzi Massary und Valeska Gert unterstützte sie in den 1920er Jahren häufig Personen des Berliner Theaterlebens. Sie porträtierte unter anderen Michael Bohnen, Werner Krauß, Paul Bildt und Paul Graetz. Im Jahr 1927 eröffnete sie eine Schule für angehende Maler. Sie unternahm in der Folge eine Reihe von Reisen zu Studienzwecken nach Italien, in die Türkei, nach Ägypten und nach Dänemark. Den größten Teil der dreißiger Jahre war sie, mit kurzen Unterbrechungen, in Italien wohnhaft. Dort entwickelte sie ihren sehr eigenen Stil der Landschafts-Aquarellmalerei, mit dem sie auch zu amerikanischen Ausstellungen eingeladen wurde.
1936 hatte sie ihre ersten Kollektivausstellungen in den USA, unter anderem in New York, Davenport und Scranton. Außerdem wurde sie zu internationalen Ausstellungen des Carnegie Institute in Pittsburgh, einer Galerie in New York, eingeladen.
In der Zeit des Nationalsozialismus emigrierte sie 1939 als Jüdin von der Schweiz aus in die Vereinigten Staaten, wo ihr Sohn Thomas bereits seit 1931 in New York ansässig war. Sie blieb allerdings nur wenige Monate in New York, zog dann nach Santa Barbara in Kalifornien. Dort lebte sie von 1940 bis 1943, schloss enge Freundschaft mit Donald Bear, dem Direktor des Santa Barbara Museum of Art, und malte zahlreiche kalifornische Landschaften. 1943 zog sie zurück nach New York und blieb dort; auch ihre Tochter Wilhelmine und deren Mann, die den Zweiten Weltkrieg in Hamburg überlebt hatten – Wilhelmine war vom NS-Regime als sogenannter jüdischer Mischling mit einem Berufsverbot belegt worden –, zogen 1948 dorthin. Berend-Corinths Arbeiten bestanden seitdem vor allem aus Landschaftsaquarellen, Stillleben und Porträts, und sie konnte zahlreiche Ausstellungen in amerikanischen Privatgalerien und Museen veranstalten.
1948 veröffentlichte sie ihr autobiografisches Buch Mein Leben mit Lovis Corinth, das sie bereits 1937 abgeschlossen hatte. 1950 folgte die Schrift Als ich ein Kind war, in der sie ihre Jugend in Berlin reflektierte. Im Folgejahr sowie 1952, 1954 und 1958 reiste sie nach Europa, unter anderem auch nach Deutschland und Österreich. 1956 führte sie eine Kreuzfahrt mit der Tochter zu den Karibischen Inseln. Im selben Jahr stellte sie etwa 40 eigene Aquarelle im Kunstamt Berlin-Reinickendorf aus, diese Bilder wurden anschließend auch im Hamburger Künstlerclub „Die Insel“ gezeigt. Im Jahr 1959 nahm sie mit über 20 Aquarellen an einer Gruppenausstellung in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus in München teil.
1958 veröffentlichte sie zum 100. Geburtstag Lovis Corinths das Werkverzeichnis Die Gemälde von Lovis Corinth, welches bis heute als Standardwerk betrachtet wird und 1992 von Béatrice Hernad nachbearbeitet wurde. Sie reiste nach Deutschland und veröffentlichte noch im selben Jahr ein weiteres Erinnerungsbuch mit dem Titel Lovis. 1960 und 1961 hatte sie erneut eine Reihe von Ausstellungen in amerikanischen und deutschen Privatgalerien.
Charlotte Berend-Corinth starb am 10. Januar 1967 in New York City. Noch im selben Jahr wurden ihre Werke in der Ostberliner Nationalgalerie gezeigt; sie hatte an der Konzeption der Ausstellung noch mitgewirkt, die durch ihren Tod zur Gedächtnisausstellung wurde. 2016 wurden einige ihrer Gemälde im Stadtmuseum Berlin in der Gemeinschaftsausstellung Berlin – Stadt der Frauen gezeigt.
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