Freier, Recha (geb. Schweitzer)

1892, Norden, Deutschland - 1984, Jerusalem, Israel
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Recha Freier war eine deutsch-jüdische Lehrerin und Widerstandskämpferin gegen den Nationalsozialismus. 1933 gründete sie die Kinder- und Jugend-Alijah, eine Organisation die Tausenden von jüdischen Kindern und Jugendlichen durch Hilfe bei der Emigration in der Zeit des Nationalsozialismus das Leben rettete. Recha Freier wurde als Tochter des orthodoxen jüdischen Volksschullehrers Manasse Schweitzer geboren. Schon in ihrer Kindheit wurde sie mit dem Antisemitismus in Norden konfrontiert. 1897 zog die Familie ins niederschlesische Glogau. In der dortigen Schule war Recha die einzige jüdische Schülerin und wurde wegen des Schreibverbots am Schabbat in der Schule verspottet. Nach Beendigung der Schule studierte sie Pädagogik und Volkskunde in Breslau und München und arbeitete danach als Lehrerin für Deutsch, Französisch und Englisch sowie als Pianistin an höheren Schulen.

1919 heiratete sie den Rabbiner Moritz Freier. Der Ehe entstammen vier Kinder, von denen heute drei in Israel leben. 1919 zog die Familie nach Sofia. Hier gründete Recha die Jung-Women’s International Zionist Organisation. 1926 zog das Paar nach Berlin, nachdem ihr Mann als Oberrabbiner für die drei großen orthodoxen Synagogen der jüdischen Gemeinde nach Berlin berufen wurde. Dort kamen 1932 fünf 16-jährige ostjüdische Jungen zu ihr, die aufgrund ihres Glaubens ihre Stellen verloren hatten, und baten sie um Hilfe. Durch dieses Erlebnis geprägt, sah sie den Vorfall nicht als Wirtschafts- und Sozialproblem, sondern als antisemitisches Handeln. So reifte in ihr der Gedanke, diese jüdischen Jugendlichen nach Palästina zu bringen, sie dort fachlich auszubilden und ihnen bei Adoptiveltern in Kibbuzim ein neues Zuhause zu schaffen. Die erste Gruppe von Kindern verließ Deutschland 1932, dem Jahr, in dem die Kinder- und Jugend-Alijah gegründet wurde. Recha Freier bestand auf der Auswanderung junger Leute nach Palästina, ohne dass diese vor ihrer Ausreise in Deutschland oder sonst in Europa beruflich ausgebildet worden wären. Sie plädierte dafür, sie sogleich in Kibbuzim und Genossenschaftsdörfer zu integrieren und sie nicht besonderen Einrichtungen für Flüchtlingskinder zuzuführen.

Die männlichen Angehörigen der Familie Freier gingen zwischen 1937 und 1939 von Berlin nach London. Recha Freier entschied sich jedoch dafür, zusammen mit ihrer Tochter so lange zu bleiben, wie es noch eine Chance gab, Juden zu retten. 1940 denunzierten Kollegen sie wegen Antinazipropaganda. Da sie rechtzeitig gewarnt wurde, gelang es ihr, mittels britischer Einreisepapiere für Palästina über Wien, Zagreb, die Türkei, Griechenland und Syrien nach Palästina zu fliehen. Dabei gelang ihr nochmals, 120 Kinder zu retten, denen später Deportation in Vernichtungslager gedroht hätte. 1958 gründete sie den Israel Composers Fund und 1966 das Testimonium Scheme, eine Vereinigung von Literaten und Musikern. 1984 starb sie 91-jährig in Jerusalem.

Migrationsweg


Migration aus Migration nach Jahr Grund

Berlin, Deutschland

über Wien, Zagreb, die Türkei, Griechenland und Syrien nach Palästina

1940

Judenverfolgung


Werke

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