Schlier, Paula1899, Neuburg an der Donau, Deutschland - 1977, Bad Heilbrunn, Deutschland |
Paula Schlier war eine deutsche Schriftstellerin. Ihr Erstlingswerk Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit (1926) gilt als eines der ersten Bücher der Neuen Sachlichkeit mit dem Thema der „Neuen Frau“ und ist eines der ersten Werke des investigativen Journalismus in deutscher Sprache. Darüber hinaus bezieht Schlier bereits hier deutlich Stellung gegen den Nationalsozialismus. Ihr zweites Buch Chorónoz. Ein Buch der Wirklichkeit in Träumen erschien 1928 im renommierten Kurt-Wolff-Verlag, es enthält Traum-Texte, die dem Surrealismus nahe scheinen. 1932 wandte sie sich auch literarisch dem Katholizismus zu. Sie war Mitarbeiterin der von Ludwig von Ficker herausgegebenen österreichischen Zeitschrift Der Brenner, in der auch viele ihrer religiösen Dichtungen erschienen sind.
Paula Schlier war das ältere Kind des Militärarztes Heinrich Schlier und seiner Frau Pauline, geb. Puls. Anders als ihr Bruder durfte sie kein Gymnasium besuchen, sondern erhielt ihre Ausbildung an der Höheren Töchterschule Gnadental in Ingolstadt. Bereits 1915 meldete sie sich als freiwillige Kriegspflegerin beim bayerischen Roten Kreuz. 1921 ging sie nach München, wo sie als Stenotypistin arbeitete. Sie erlebte den Hitler-Ludendorff-Putschversuch in München 1923 mit. Sie zeichnete alles auf, was sie hörte und sah. Diese Aufzeichnungen erschienen 1926 als Kapitel in Schliers Erstlingswerk Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit. Der Völkische Beobachter besprach dieses Buch vernichtend. Abseits davon waren die Reaktionen durchwegs positiv, etliche sogar begeistert. Schlier beschreibt in ihrem Buch das Leben von jungen Frauen ihrer Zeit: als Pflegerinnen im Kriegslazarett 1916, als Stenotypistinnen zwischen Hoffnung und Hunger nach 1918, als Leidtragende der Hyperinflation und der politischen Radikalisierung in Bayern 1923. Bereits in Petras Aufzeichnungen ist die spirituelle und ethische Suche der Autorin deutlich. Unter dem Einfluss von Ludwig Ficker, dem Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner und Verleger des Brenner-Verlags, wandelte sich Schliers Schreibstil und sie wandte sich dem Katholizismus zu.
Schlier konvertierte 1932 in Innsbruck. Eine Folge von Schliers deutlicher Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus – sie änderte ihre politische Haltung auch nach ihrer Konversion zum Katholizismus 1932 nicht – war ihre Verhaftung durch die Gestapo 1942. Ein Psychiatrie-Aufenthalt bewahrte sie vor dem KZ Dachau. Schlier konnte aus der Psychiatrie Eglfing-Haar fliehen und sich bis zum Kriegsende verstecken. Nach 1945 wurde ihre Haft bestätigt, sie gewann einen Prozess gegen den bayerischen Staat wegen Haftentschädigung. Paula Schliers Nachlass wird im Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck aufbewahrt.
Paula Schlier war das ältere Kind des Militärarztes Heinrich Schlier und seiner Frau Pauline, geb. Puls. Anders als ihr Bruder durfte sie kein Gymnasium besuchen, sondern erhielt ihre Ausbildung an der Höheren Töchterschule Gnadental in Ingolstadt. Bereits 1915 meldete sie sich als freiwillige Kriegspflegerin beim bayerischen Roten Kreuz. 1921 ging sie nach München, wo sie als Stenotypistin arbeitete. Sie erlebte den Hitler-Ludendorff-Putschversuch in München 1923 mit. Sie zeichnete alles auf, was sie hörte und sah. Diese Aufzeichnungen erschienen 1926 als Kapitel in Schliers Erstlingswerk Petras Aufzeichnungen oder Konzept einer Jugend nach dem Diktat der Zeit. Der Völkische Beobachter besprach dieses Buch vernichtend. Abseits davon waren die Reaktionen durchwegs positiv, etliche sogar begeistert. Schlier beschreibt in ihrem Buch das Leben von jungen Frauen ihrer Zeit: als Pflegerinnen im Kriegslazarett 1916, als Stenotypistinnen zwischen Hoffnung und Hunger nach 1918, als Leidtragende der Hyperinflation und der politischen Radikalisierung in Bayern 1923. Bereits in Petras Aufzeichnungen ist die spirituelle und ethische Suche der Autorin deutlich. Unter dem Einfluss von Ludwig Ficker, dem Herausgeber der Zeitschrift Der Brenner und Verleger des Brenner-Verlags, wandelte sich Schliers Schreibstil und sie wandte sich dem Katholizismus zu.
Schlier konvertierte 1932 in Innsbruck. Eine Folge von Schliers deutlicher Stellungnahme gegen den Nationalsozialismus – sie änderte ihre politische Haltung auch nach ihrer Konversion zum Katholizismus 1932 nicht – war ihre Verhaftung durch die Gestapo 1942. Ein Psychiatrie-Aufenthalt bewahrte sie vor dem KZ Dachau. Schlier konnte aus der Psychiatrie Eglfing-Haar fliehen und sich bis zum Kriegsende verstecken. Nach 1945 wurde ihre Haft bestätigt, sie gewann einen Prozess gegen den bayerischen Staat wegen Haftentschädigung. Paula Schliers Nachlass wird im Forschungsinstitut Brenner-Archiv der Universität Innsbruck aufbewahrt.
Migrationsweg
Migration aus | Migration nach | Jahr | Grund |
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München, Deutschland |
Innsbruck, Österreich |
1925 |
politische Verfolgung |